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Junge Frau mit blonden Haaren liegt im grünen Gras.
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Tollstes Model ever: Freund(in) fotografieren

Fotografie funktioniert häufig so: Mann fotografiert Frau.

Meist eine X-Beliebige. Ein gebuchtes Model. Die bringt dann ein paar vorgestanzte Posen mit. Hat jeder schon gesehen. Die Foto-Foren im Netz sind quellen davon über. Die Bilder sind selten persönlich. Austauschbar. Aber das geht eben auch anders. Viele fotografiebegeisterte Männer haben das beste Modell zu Hause: die eigene Freundin; oder Frau.

Inszenierte Menschenfotografie ist zwingend ein Thema für ein „Paar“ – diese beiden Menschen, die sich zum Fotografieren treffen, pflegen immer auch eine Beziehung miteinander; zumindest in der Zeit vom ersten bis zum letzten Bild. Ohne Beziehung wäre Fotografie auch wohl kaum denkbar. Die Fotografierte lässt den Fotografen nahe an sich heran. Erlaubt ihm, Momente in ihrem Leben festzuhalten und nach außen zu tragen – manchmal für jedermann sichtbar zu machen. Je authentischer diese Augenblicke sind, je ungeschminkter das Modell dem Fotografen ihr Leben zeigt, desto eindringlicher werden die Bilder. Und wer würde jemanden näher an sich heranlassen, als eine Freundin ihren Freund?! Oder umgekehrt; der Rollenwechsel kann sogar besonders spannend werden.

Wertvolle Bilder bilden die Nähe zwischen Fotograf und Modell ab. Und Nähe braucht Vertrauen. Dieses feste Band ist zwischen Paaren am ehesten gegeben. Die Kamera bildet dann die Antenne für dieses Gefühl, der Fotograf kann also jemanden zeigen, wie ihn nie zuvor jemand gesehen hat. Die Bilder zeigen dadurch Intimität; Intimität ist die Seele guter Bilder, die sie von Allerweltsbildern unterscheidet. Der Fotograf gelangt dadurch zu einem echten, authentischen Zugang zum Modell und holt es in seiner Welt ab. Das Modell bewegt sich in seiner Welt, und diese Welt ist auch die Welt des Fotografen. Die Location wird dann fast egal, das Drumherum fast ebenso.

Wichtiger ist, dass das Fotografieren zu einem echten Projekt des Paares sein kann, insofern wird die Leidenschaft beider zusätzlich befeuert, die Intensität nimmt zu. Fotografie wird zum Partnerschafts-Turbo. Die Bilder zeigen viel mehr als ein bestimmtes Setting: Sie zeigen die Dynamik zweier Menschen, die ihre Alltäglichkeit zu etwas Besonderem überhöhen.

So gelingen Dir spannende Bilder von Deiner Freundin oder von Deinem Freund:

–Versuche ihn oder sie in typischen Situationen zu zeigen, dort, wo sich Dein Modell wohl fühlt;

– versuche Deinen Freund oder Deine Freundin in Situationen zu zeigen, die fremd sind – vielleicht gelingen Dir Ansichten von diesem Menschen, der neu für Dich ist;

– wenn das Model das mag: Versuche sie oder ihn zu inszenieren – so, wie Du Dir immer erträumt hast, das sie oder er wäre;

– versucht als Paar, diese Projekte gemeinsam zu planen: Requisiten zu besorgen oder Locations zu suchen;

– versucht Euer eigenes Zuhause als Location zu nutzen;

– versucht die Rollen zu tauschen und mal die Position als Fotograf und als Modell einzunehmen.

Glückliches Paar am Strand der Ostsee
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Paar-Photographie: Glück sieht überall toll aus

Was ist eine Partnerschaft? Eigentlich kaum sichtbar. Partnerschaft findet ja im Herzen statt oder in der Seele. Genau, da, wo keiner hinschauen kann. Geht ja auch keinen etwas an. Aber – Partnerschaft, das große Gefühl, das ist im Kleinen durchaus zu erkennen. An den kleinen Gesten, an den Blicken; und dort, wo ich persönlich immer am liebsten hinschaue: am Gesicht. Paar-Photographie ist ein spannendes Thema, weil gute Bilder das Glück zweier Menschen spiegeln.

Wie stellen sich Mann und Frau – oder welche Kombinationen auch immer – zueinander? Welche Dynamik lässt sich da herauslesen? Knistert da etwas? Kann ich vielleicht etwas festhalten, was sich der Betrachter selbst wünscht? Würde ich mit einem der Abgebildeten tauschen wollen? Weckt das Bild Sehnsüchte im Betrachter? Viele, viele Fragen, auf die ein gutes Bild antworten kann. Ohnehin sollte ja jedes Bild eine Geschichte erzählen. Insofern ist das Bild von einem Paar doppelt so schwer wie das von einem Einzelnen; schließlich sind ja die Geschichten von gleich zwei Menschen zu erzählen. Dazu kommt noch die Dynamik zwischen den beiden, Paar-Photographie kann ja auch ein streitendes Paar abbilden und eine explosive Geschichte erzählen. Aber diese Spannung, das Knistern, die Romantik, die Liebe – das große Gefühl – bleiben viele Bilder schuldig. Deshalb habe ich beispielsweise so meine Schwierigkeiten mit Hochzeits-Photographien. Viele dieser Bilder sind eigentlich ziemlich gestelzt und blutleer. Wie kann aber ein Photograph das Besondere aus einem Paar herausfiltern und festhalten?

Distanziert oder eng umschlungen: beides geht

Jedes Paar ist individuell und so müssen auch die Bilder sein. Das eine Paar mag eng umschlungen gesehen werden, das andere Paar steht distanzierter beieinander – und auch da wieder: entweder nebeneinander oder hintereinander. Zweisamkeit und Miteinander drückt jedes Paar eben anders aus. Und hier ist der Photograph gefragt: Will er ein Paar seiner Sichtweise entsprechend inszenieren oder motiviert er sie zum eigenen Auftritt? Beides kann enorm charmant sein, wichtig ist, was der Photograph für eine Geschichte erzählen möchte – seine oder die des Paares. Das bestimmt auch ein wenig den Einsatz der technischen Mittel.

Je stärker der Einsatz von Technik ist, desto stärker leidet der Zauber des Moments: Wer Menschen in ein Licht-Set-Up steckt, stellt sie auf eine Bühne, das macht die Atmosphäre schnell künstlich und gezwungen. Wer sich mit Aufhellung begnügt, beispielsweise mit einem einzigen entfesselten Blitz, hat vielleicht weniger ausgefeilt beleuchtet, lässt aber Raum für Natürlichkeit, die Abgebildeten benehmen sich in der Regel freier, weil sie sich weniger beobachtet fühlen. Nach meinem Geschmack sind viele Paarphotographien viel zu steif – vor allem von Hochzeiten. Sie erinnern mich stark an Familienbilder aus der Kaiserzeit: Der Familienvater sitzt, seine Angetraute steht dahinter, die Kinder hocken davor. Regisseur war damals ausschließlich der Photograph, der die Abgebildeten sorgfältig arrangierte. Diese Bilder sollten das gesellschaftliche Ansehen der Abgebildeten zur Schau stellen. Nachzulesen in Paul Bordieus Gedanken über die sozialen Gebrauchsweisen der Fotografie in seiner Abhandlung „Eine illegitime Kunst“. Die normalen Menschen imitierten den Adel und versuchten, Erhabenheit zu demonstrieren.

Entsprechend ernst und streng sahen die Bilder aus. Heute steht Lebensfreude im Vordergrund der Menschen. Eben das sollte das Leitmotiv für Bilder von Paaren sein. Kurze Belichtungszeiten erlauben dem Photographen, auch Bewegung einzufangen, wenn sich das Paar während des Wechsels der Positionen neu findet, neu erfindet, zwischen Distanz und Nähe wechselt. Ich finde eine gewisse Unschärfe dabei auch ausgesprochen förderlich. Das Bild wirkt dann technisch weniger perfekt, dafür um so authentischer. Körperliche Nähe, die dadurch zum Ausdruck gebracht wird, lässt auf die Stärke des Gefühls zueinander schließen.

Punks im Gegenlicht? Warum nicht!

Gestalterisch ist Paarphotographie also ziemlich anspruchsvoll, finde ich. Photographiere ich beispielsweise im Gegenlicht? Das kann schnell abgeschmackt aussehen. Oder eben auch nicht. Das muss jeder Photograph selbst entscheiden. Das Bild eines Punk-Paares stellt sicher andere Anforderungen als das von Menschen, die auf dem Land glücklich sind. Für beide Paare gelten unterschiedliche Sehgewohnheiten, beziehungsweise andere Herausforderungen, diese Sehgewohnheiten zu stören und eine neue, ungewohnte Optik zu schaffen; ein punkiges Paar vor einem idyllischen Sonnenuntergang wäre dann doch mal was; Romantik pur ergäbe hier einen interessanten Kontrast. Technisch führt am Minimalismus kein Weg vorbei: ein Aufhellblitz aus der Hand oder ein Aufheller, das muss reichen; zu viel zerstört den Zauber. Natürlich wäre, wie immer, ein Assistent großartig. Aber auch das würde die Intimität des Paares stören. Die Location ist meines Erachtens egal. Ein glücklicher Moment am Bistrotisch kann viel mehr Zweisamkeit belegen als eine auserlesene Umgebung, in die das Paar wie hineingepflanzt aussieht.

Glück sieht überall toll aus.