Alle Artikel in der Kategorie “Musik

Dave Stewart and the Spiritual Cowboys
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Live: Extravaganz kommt gut

Musiker sind in der Regel extrovertiert. Rampensäue. Eitel, aufmerksamkeitheischend, jeden Blick auf sich ziehend. Mancher Künstler setzt aber noch einen drauf, mancher Künstler ist ein eitler Geck über alle Maßen. Einer davon ist Dave Stewart. Und genau solche Leute machen uns doch Spaß, oder?

In den Achtzigern und Neunzigern hatte Dave Stewart seine große Zeit, als er mit Annie Lennox die Combo „Eurythmics“ bildete. Die Band scheiterte zum großen Teil an seinem Ego. Er war an Aufmerksamkeit interessiert, und so wie der Charakter von Dave Stewart, so klang auch die Musik. Später hatte er die Band „The Spiritual Cowboys“. Dave Stewart legte immer Wert auf Extravaganz, auf das Auffallen, auf Unverschämtheit.

Davon lebt die Musik, Extravaganz kommt gut. Und diesen Moment habe ich tatsächlich einmal abgreifen können.

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Band-Photo II: (ver)störende Perspektive

Die meisten Bands leben neben ihrer Musik auch vom Klischee: An bestimmten Attributen ist oft schon auf den ersten Blick der Stil erkennbar. Der Betrachter will sich natürlich auf dem Bild mit seinen Vorlieben identifizieren können. Metal-Bands sind da einigermaßen klar zu erkennen, meistens bereits am unmissverständlichen Dresscode.

Schwarzes T-Shirt, grimmiger Blick und, ganz klar: Headbanger-Matten. Was also tun mit dem Band-Mitglied, das absolut heraussticht?! Ganz klar: deutlich herausstellen. Ich habe es mit einem Kniff versucht. Ich habe bei dem Band-Photo den kurzhaarigen Gitarristen nicht nur nach vorn gestellt, sondern ihn so positioniert, dass er die Sehgewohnheiten deutlich stört: Er geht stark in die Knie, hält den Kopf leicht schräg und ist tritt sogar deutlich aus der Schärfe heraus, damit der Blick auf das zweite Bandenmitglied weitergeführt wird; auf den eigentlichen Sänger.

Dennoch ist der kurzhaarige Gitarrist der eigentliche Eye-Catcher. Aufgrund des runden, „nackten“ Kopfes und den deutlich sichtbaren Augen ist er ein guter Einstieg ins Bild. Den Hintergrund habe ich mit einer groben, stark rissigen Struktur angereichert, um die Dezibel-Potenz der Combo noch etwas stärker zu unterstreichen. Was wiederum das Klischee abrundet.

Trommler mit wirbelnden Stöcken
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Musiker-Portrait: den Beat knipsen

Das wisst Ihr selbst: Es gibt zig-mal mehr geile Bilder von Gitarristen als von Trommlern. Schlagzeuger sind schließlich dauernd im Halbdunkel versteckt zwischen ihren Kesseln und Becken. Die wissen schon, warum sie auf der Bühne hinten herumwerkeln und partout nicht ins Rampenlicht wollen. Und eigentlich haben sie auch nie wirklich irgendwas in den Fingern, über das man fachsimpeln könnte; eine Mörder-Klampfe beispielsweise. Wie mache ich nun also vom Trommler ein Photo, auf dem er nicht verloren und etwas deplatziert aussieht, sondern nach einem kernigen Musiker?

Kommt natürlich immer auf den Typen an. Mancher Drummer ist halt grundsätzlich ein wenig zurückhaltend – weil er ja eher keine Rampensau ist und dafür eben von Herzen gern ein Hinterbänkler. Gibt aber auch andere – wäre auch sonst langweilig. Ich hatte jüngst einen ausgesprochen lockeren Typen vor der Linse. Den habe ich einfach auf einen Hocker gesetzt und ihn auf seinem Knie trommeln lassen. Ich wollte vor möglichst neutralem beziehungsweise kontrastierenden Hintergrund seine Sticks durchs Bild wischen lassen.

Die Schwierigkeit daran war, zwar eine lange Verschlusszeit nutzen zu müssen, aber eben zu vermeiden, dass die Eigenbewegung des Schlagzeugers ebenfalls als Unschärfe ins Bild tritt. Der Ausschuss an Bildern war ziemlich amtlich. Die Verschlusszeit wird bei minimal 1/30 Sekunde liegen; eher (weit) darüber. Kommt aber letztlich darauf an, was für einen Beat Euer Drummer im Blut hat.

Rena Heinz U-Turn
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Rock-Portrait: Leder, Rotz und harter Schatten

Jeder versucht ja irgendwie die Bilder hinzubekommen, die einen selbst mal geprägt oder beeindruckt haben. Genau so erging es mir bei einem Auftrag für den Auftritt für die Hamburger Cover-Combo No-U-Turn. Für ein Konzert sollte ein Plakat her. Schwierigkeit dabei: Die Band war total unbekannt in der Stadt. Das Plakat musste also für Aufmerksamkeit sorgen. Nach einem kurzen Blick auf Youtube war die Richtung dann klar. Der Hingucker der Band ist die Sängerin.

Mich erinnerte ihr Auftreten an Alannah Myles, die 1989 mit ihrem Album „Black Velvet“ die Szene mal kurz gerockt hat. Hier nachhören. Kulturkritiker haben sie als „Lack- und Lederschlampe“ abgekanzelt. Mir wäre die Bezeichnung zu derb, aber härterer Rock hat halt bestimmte Attribute, die auch „meine“ Sängerin in ihrer Bühnen-Öffentlichkeit pflegt: Leder-Hose, ein grobes Schiesser-Top, Lederjacke, silbrige Klimper-Ketten, roter Lippenstift. Photographisch war der Kurs glasklar.

Ein 90 Zentimeter großes Striplight reichte, um den harten Schatten zu werfen. Ich brauchte mein Modell dafür lediglich an der Wand lehnen zu lassen. Dazu reichte dann auch die Mittagspause im Büro eines Hamburger Verlags, in dem mein Modell in der Verwaltung arbeitet. Natürlich hätte ich mir das Setting sehr viel stylisher gewünscht. Allerdings war der Auftrag ein Low-Budget-Projekt und für das Plakat machte der original weiße Hintergrund sogar eine ganz gute Figur. Auch die Visagistin haben wir uns gespart und dadurch sogar viel gewonnen: Die leicht glänzende Haut sah ein wenig aus wie direkt nach einem schweißtreibenden Live-Auftritt. Gibt dem Ganzen etwas Rotz und dadurch Authentizität.

Für eine spätere Verwendung habe ich einen anderen Hintergrund hineingepinselt. Der schäbige Look der Mauer passt gut zum Leder.

Portrait von Linda Joan Berg – im Stil von Maria Callas
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Klassik-Portrait: dezent selbstbewusst

Die weite Welt der klassischen Musik habe ich noch vor mir. Die Frage war also: Wie bringe ich eine Künstlerin aus diesem Genre aufs Bild, um die Sehgewohnheiten der Betrachter zu bedienen? Gefragt ist hier beispielsweise die Meinung von Agenten, die die Künstlerin vertreten oder die Verantwortlichen für die Besetzung von Rollen. Um ein Engagement zu bekommen, muss auf dem Bild der Typ überzeugen.

Opern-Sängerin Linda Joan Berg aus Hamburg.

Opern-Sängerin Linda Joan Berg aus Hamburg.

Was weiß ich von Klassik, woran kann ich mich orientieren? Für die Künstlerin Linda Joan Berg aus Hamburg fiel mir nur die Nähe zu Maria Callas ein. Die Internet-Recherche offenbarte mir, dass die Opern-Diva grundsätzlich mit hartem Licht photographiert wurde. Da mir die Callas auch sehr kühl vorkam und ich meine Künstlerin ebenfalls als ein wenig divenhaft in ihrem Verhalten wahrnahm, empfand ich den Vergleich der beiden Frauen passend und entschied mich ebenfalls für ein hartes Licht. Im Übrigen meine ich „divenhaft“ jetzt nicht despektierlich; aber Linda Joan geht sehr in ihrer Profession auf, sie präsentiert sich mir so, wie ich mir einen Opern-Star eben so vorstelle.

Insofern wollte ich auch einen harten Schatten, um eben ein Schmeichel-Licht unbedingt zu vermeiden und ganz klar Position zu beziehen: Die Künstlerin überzeugt durch ihren Charakter und darf selbstbewusst auftreten. Ich wollte unbedingt vermeiden, dass das Bild gefällig wirkt.

Als ideale Ergänzung dazu machten wir noch Aufnahmen, die die Künstlerin in all ihrer Vitalität und Lebensfreude zeigen. Singen hat auf jeden Fall etwas Kraftvolles, Weltumspannendes. Trotzdem blieben wir mit dem schlichten schwarzen Kleid und dem Kontrast zum weißen Hintergrund dezent, um den Typ nochmals zu betonen und die Ablenkung durch eine stilvolle Umgebung zu umgehen.

Cooler Drummer beim Photographieren
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Musiker-Portraits: Cooler Drummer

Der Flop zeichnete sich schnell ab: „Dedel“ fehlte. Handy war auch ausgeschaltet. Ansonsten war die Band „No U-Turn“ pünktlich angetreten. Portraits sollten gemacht werden sowie ein Band-Photo. Diese Termine sind immer etwas anstrengend, denn vier bis fünf Leute terminlich unter einen Hut zu bekommen, ist immer ein ambitioniertes Vorhaben. Zumal mindestens einer immer früher weg muss und insofern schnell Hektik aufkommt.

Oder Hektik kommt auf, wenn einer weg bleibt. So, wie „Dedel“. Dann kam er aber doch. Und überraschte alle. Natürlich hatte er seine Requisiten vergessen, seine Sticks. Das war die erste Überraschung. Glücklicherweise fand sich im Band-Equipment noch ein Flaschenöffner in Form eines Sticks, den er sich in die Brusttasche steckte. Eine Verbindung zu seinem Instrument war perfekt und ganz einfach hergestellt. Die zweite Überraschung war allerdings, dass er offenbar ein durch und durch tiefenentspannter Typ ist: Jedenfalls zog er sich in Nullkommanix sein Bühnen-Outfit an und stellte sich vor den Hintergrund.

Im Prinzip brauchten wir nur zehn Schüsse, um eine locker-flockige Pose festzuhalten. Die anderen Band-Mitglieder taten sich deutlich schwerer. So schnell kann’s also auch gehen.

Doc Eisenhauer war eine Hamburger Metal-Band der 90er-Jahre
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Band-Photo I: Aller Anfang ist leicht

Band-Photos sind für mich eine enorme Herausforderung. Weil ich Gruppenaufnahmen eher weniger mag. Aber Bands stehen halt für einen Sound, für eine Dynamik und insofern ist ein Band-Photo für meinen Geschmack auch eher das Portrait einer zusammengehörigen Einheit. Und dieses Gesamtbild komprimiert wiederzugeben, finde ich ungemein spannend.

Jede Band hat ihre eigene Hierarchie – klar, meist spielen Schlagzeuger und Bassisten auch in der Darstellung eher Nebenrollen. Ist aber nicht zwingend und immer so, und jede Band will deshalb individuell aufgestellt werden. Die Schwierigkeit taucht also immer gleich am Anfang auf: Platziere ich die Musiker nebeneinander oder versetzt? Und welchen Look gebe ich? Welchen Stil spielt die Band denn überhaupt – Jazz, Pop, Metal? Fest steht, dass mit jeder Band alle Parameter immer wieder aufs Neue durcheinander gewirbelt werden.

Dann geht’s weiter: Wie baue ich denn mein Licht? Reicht überhaupt mein Equipment für vier bis fünf Leute? Und so weiter. Wichtig aber sind vor allem die Anforderungen an das Ergebnis. Sollte das Band-Photo für ein Cover geknipst werden, sollte ein geringes Budget vorhanden sein. Dafür könnten dann auch Lampen oder Reflektoren geliehen werden. Aber so hoch muss die Latte gar nicht gehängt werden.

Mein erstes Band-Photo für „Doc Eisenhauer“  habe ich Anfang der 90er-Jahre gemacht. Dia-Film in der Nikon F3, also Material, das sehr belichtungssensibel ist, kein Belichtungsmesser, kein künstliches Licht, kein Blitz, kein Aufheller, kein Visagist und grundsätzlich wenig Erfahrung mit der Sache an sich. Das Ergebnis war aber stimmig, weil die Gruppierung der Band von den Muckern selbst kam und insofern ganz flott von der Hand ging und die Stimmung innerhalb der Gruppe auch sehr gut abgebildet hat. Letztendlich haben wir klassisch den Sänger groß in den Vordergrund gerückt, bis es aufgrund des Weitwinkels verzerrt und komisch ausgesehen hätte. Der Rest der Combo hat sich im Hintergrund aufgeteilt. Die Köpfe reichten da. Ganz wichtig dagegen das großstädtische Setting, das die Band viel stärker charakterisiert hat, als wenn wir noch mehr Körper ins Bild genommen hätten.

Weil der Tag sehr sonnig war und die Ecke in Hamburg einigermaßen schattig lag, kam ein sehr gutes Ergebnis heraus. Grundsätzlich passte der Look des Graffiti-Hintergrunds sehr gut zur Band, die eben auch mit ihrer Herkunft aus der Hamburger Tattoo-Szene kokettiert hat. Also ein sehr authentisches Dokument, das mittlerweile seinen Charme auch aus der Körnung des alten Filmmaterials zieht.

Für Euch heißt das: Für ein vernünftiges Ergebnis braucht Ihr überhaupt kein großes Kino auffahren. Eure Idee, beziehungsweise die Botschaft des Bildes, sind deutlich wichtiger.

Die deutsche Metal-Band Accept im Hamburger Club Docks
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Live-Portraits: Finger weg vom Blitz

Three songs, no flash – die Bedingungen für Konzertphotographie sind grundsätzlich unangenehm. Von gutem Licht kann ich da oft nur träumen; und auch die Enge vor der Bühne macht einen Schuss allzu oft zum Glücksspiel. Je angesagter der Künstler, desto exclusiver der Zugang, und desto rabiater rempeln sich alle Fotografen in die beste Schussposition. Vor der Bühne verläuft der „Graben“, also die Distanz zwischen Bühne und dem Publikum; rund einen Meter breit die gesamte Bühne entlang, dort dürfen sich die Fotografen tummeln – kleine Clubs verzichten meisten auf eine Absperrung, dafür fühlen sich dann die Zuschauer von den Fotografen belästigt. Wirklich nervige Arbeitsbedingungen.

Trotzdem gibt’s für Dich ein paar Kniffe, um die Qualität der Bilder zu verbessern, und viel Atmosphäre vom Konzert oder von der Charakteristik der Künstler einzufangen.

Für die ersten drei Songs bleiben Fotografen erwünscht, dann werden sie meist von den Ordnern herausgedrängt; wer im Hinausgehen auf die Schnelle noch einen Schuss mitnehmen will, bekommt eine dicke Pranke auf die Linse gepatscht, die dazugehörige zweite Pranke eventuell in den Nacken. Die Amerikaner verstehen durch die Bank so gar keinen Spaß, sie reagieren absolut zickig, die Engländer und Europäer sind entspannter, deutsche Künstler reagieren durchweg medienfreundlich. Gute Bilder aus dem Graben zu fischen, hängt ganz enorm vom Zufall ab; der Maßstab dafür hieß für mich immer: scharf druckbar über eine komplette Magazinseite, also mindestens 20 mal 30 Zentimeter, oder aber tauglich für Cover von Live-Alben. Drei Songs dauern möglicherweise eine Viertelstunde. Ganz wenig Zeit also, um Brauchbares zu schießen. Alles muss zusammen passen. Aber auch wirklich alles.

Flaches Licht, viel Gesicht

Ich habe meine ersten Konzerte fotografiert, als die Welt noch analog war und viele Zeitungen überwiegend in Schwarz-Weiß druckten. Insofern durfte der Kontrast nie allzu hoch sein. Aber auch digital kommt wenig auf’s Bild, wenn der Spot fehlt – ein heller Lichtkegel, der den Künstler ausleuchtet, meist steht ja ohnehin der Sänger im Mittelpunkt. Ohne Spot vom Mischpult aus, kommt das Licht meist ausschließlich von oben und strahlt steil von oben herab, ein fetter Nasenschatten und tiefdunkle Augenhöhlen sind dann garantiert. Fies wird’s, wenn der Sänger das Mikro dicht am Mund führt; dann ist das halbe Gesicht schwarz. Meist passiert das bei Singer/Songwritern, die relativ statisch bleiben, und wenn sie nicht nur auf der Stelle stehenbleiben, sondern auch dauerhaft an ihrer Gitarre kleben, ohne dabei vielleicht mal den Kopf zu heben, hast Du keine Chance.

Aber auch ohne Verbot verbietet sich der Blitz. Während eines Konzerts von Alice Cooper war mal Dauerblitzen erlaubt. Da Du aber nur Deinen Systemblitz auf die Kamera stecken kannst, anstatt das Licht zu kontrollieren, kommt das Licht dann direkt von vorn und blitzt natürlich jegliche Konturen weg. Damit sind die Bilder dann zwar ausgeleuchtet, aber eigentlich auch fast schon unbrauchbar. Vor allem, wenn Du im Hintergrund eine warme Farbstimmung einfangen willst und von vorn das harte weiße Licht draufknallt.

Für ein Close-Up ganz weit weg

Also: Blitz zuhause lassen, aber welche Optik einpacken? Zwei Optiken reichen, vielleicht eine; kommt auf die Band an. Auf jeden Fall sollte die Optik mindestens eine Blende von 2.8 bieten. Idealerweise eine 2.0, sonst wird der Vordergrund oft zu dunkel. Fotografierst Du in Richtung Hardrock oder Punk, nimm unbedingt ein Weitwinkel – 35 Millimeter sind ideal, vor allem für die ganz hubbeligen Sänger. Die stehen nämlich gern breitbeinig am Bühnenrand und brüllen direkt ins Publikum. Wenn Du etwas in die Knie gehst, kannst Du von unten ziemlich krasse Bilder bekommen. Gilt auch für Gitarristen, die breitbeinig am Bühnenrand stehen oder sich vornüber beugen – wie am obigen Beispiel mit der deutschen Metal-Band „Accept“. Viele Fotografen laufen mit Zoom-Optiken herum, oft 70 bis 210 Millimeter. Aber eine Festbrennweite sollte Dir reichen, denn den idealen Ausschnitt schießt Du meistens mit dem 135 Millimeter. Mit dem richtigen Abstand gelingt Dir dann vor allem bei Gitarristen die formatfüllende Aufnahme vom gesamten Oberkörper.

Einer meiner bewundernswertesten Kollegen war immer Ingo Röhrbein vom Hamburger Abendblatt. Dem sind oft überraschend eindrucksvolle Close-Ups gelungen, weil er sich mit einem 300er, 400er oder sogar 600er auf einem Einbein-Stativ ans gegenüberliegende Ende der Konzerthalle gestellt hatte, um ganz weit außerhalb des Getümmels ganz easy über alle Köpfe hinweg zu fotografieren. Wer mitten drin steht, ist oft verraten und verkauft. Jeder wippt und stößt Dich eventuell im entscheidenden Moment an; die Aufnahme ist dann futsch. Außerdem haben die Zuschauer für das Konzert in der Regel bezahlt und insofern überhaupt keine Geduld mit Fotografen, die ihnen möglicherweise die Sicht versperren. Willst Du Stress vermeiden, zieh Dich also etwas zurück.

Freihändig ist immer wackelig

Geduld bedeutet eine der obersten Tugenden für Konzertfotografen: Einfach warten, bis sich die Künstler leicht zu der einen oder anderen Bühnenseite wenden. Dabei entstehen meist offenere Bilder als frontal von vorn, bei denen oft das Mikro einen Teil des Gesichts verdeckt; ganz entscheidend ist also die Spotmessung: Ich habe immer auf das Gesicht gemessen; wenn das eventuell ausgefressen gewesen wäre, hätte das die gesamte Aufnahme ruiniert; ein anderer Fall wäre ein farbiger Musiker vor hellem oder buntem Hintergrund – die Ungenauigkeit von Integralmessung wäre mir zu riskant. In den meisten Clubs brauchst Du ohnehin einen ISO-Wert von 1.600. Ansonsten saufen Dir die Tiefen ganz sicher ab. Willst Du also überwiegend Konzerte fotografieren, sollte Dir das Rauschverhalten an der Kamera wichtig sein.

Für eine reiche Ausbeute empfiehlt sich ein schneller Autofokus, und dann am besten den Finger lange auf dem Auslöser stehen lassen. Konzertfotografie hat auch immer etwas mit Glück zu tun. Manchmal ist eine Bewegung verwischt, manchmal bewegt sich der Künstler erst in die Schärfe hinein. Vor allem wegen der oft geringen Tiefenschärfe ist der Ausschuss manchmal hoch. Um den dann noch in Grenzen zu halten und keine Verwacklung zu provozieren, ist ein Einbein-Stativ unabdingbar, wenn Du ein Zoom von mindestens 200 Millimetern nutzt. Verwacklungsfrei wäre dann höchstens 1/250 Sekunde aus der Hand zu halten ­– mit so einer Tüte würde ich ungern aus der Hand schießen.

Die besten Fotos nützen Dir allerdings nichts, wenn Du sie nicht zeigen oder nutzen darfst. Urheberrechts-Verletzungen sind kein Kavaliersdelikt. Also frag immer den Veranstalter oder den Manager, ob Du Bilder machen darfst. Am besten Du holst Dir die Genehmigung schriftlich. Vielleicht schickst Du der Band dann Bilder. Kann ja auch der Anfang eines bezahlten Auftrags sein; aber auf jeden Fall stellen die Bilder eine Referenz für Dich da. Wenn Du auf Blitz verzichtest, sieht auch jeder, dass Du etwas drauf hast.

Paintbox - Musik aus Winsen
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Musiker-Portraits: The Look of Sound

Wie sieht Sound aus? Wie stellen sich Jungs dar, die den harten Klang reiten? Paintbox aus Winsen machen Rock ohne Schnörkel. Laut, direkt, leidenschaftlich, unbarmherzig, rotzig, jugendlich. Für das entsprechende Bandphoto kam nur ein Low Key-Look mit knallharten Schatten in Frage. Die Pose sollte selbstsicher sein, ohne nach Rocker auszusehen. Irgendwie noch nahbar. Für das Shooting wählten wir den Abend und zusätzlich eine Location in Form eines Tunnels. Als Lichtquelle diente eine Lichtwanne von rund 170 cm Höhe, damit auf die Klamotte noch Zeichnung kam.

Trotz der großen weichen Lichtquelle ergibt die steile seitliche Ausrichtung einen diffusen Gesamteindruck. Der Ursprung der Lichtquelle ist schwer auszumachen, das Duo steht plastisch im Halbdunkel, als stünden sie auch im Bild auf der Bühne. Der Spot im Hintergrund hinter einer nebelartigen Wand komplettiert die Wirkung eines Bühnensettings. Alles in allem ein unspektakulärer Lichtaufbau für maximale Wirkung.

Schaut mal rein auf: The Paintbox

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Künstler-Portrait: Fast im Vorbeigehen

Sie waren plötzlich ganz groß: Die Héroes del Silencio aus Saragossa stürmten Mitte der 90er-Jahre die deutschen Charts. Und weil den deutschen Journalisten nichts besseres einfiel,  wurde Sänger Enrique Bunbury gern mal mit Jim Morrisson von den Doors vergleichen. Sicher war jedoch nur eines: Die Spanier spielten ganz trockenen , erdigen, hölzernen Hardrock. Beim Promo-Tour in Hamburg blieb wieder nicht viel Zeit für ein Photo – im Hotel Elysee war aber zu der Zeit gerade eine Ausstellung eines Bildhauers, der mit Holz arbeitete. Für meinen Geschmack passte die Kombination perfekt.

Hier nochmal ein akustischer Eindruck von ihrem ersten, größten, fast einzigen Hit: Entre dos tierras