Alle Artikel in der Kategorie “Portrait

Informelles Portrait eines Reiters in einem Pferdestall.
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Kopf mit viel Drumherum: das Erzähl-Bild

Was macht einen Menschen aus? Sein Gesicht, seine Kleidung, seine Haltung? Bestimmt. Möglicherweise aber auch seine Umgebung. Das Portrait eines Menschen allein auf den Kopf zu reduzieren, erzählt in vielen Fällen zu wenig von ihm. Spannender ist da schon das informelle Portrait: das Portrait des Menschen in einem Zusammenhang.

Das informelle Portrait geht zurück auf August Sander, der im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts Menschen in ihrer Umgebung portraitierte und damit versuchte, Menschen zu kategorisieren: den von edlem Blut oder den der Arbeiterklasse beispielsweise. Er hat damit die gesamte Geschichte eines Menschen in einem Photo abzubilden versucht.

Aber egal, ob das Photo den Menschen bei der Arbeit zeigt oder bei seiner Freizeitgestaltung: Das Bild erzählt davon, wie ein Mensch lebt. Grundsätzlich wird dabei mehr vom Portraitierten gezeigt als das Gesicht, aber ob das Bild nur den Oberkörper präsentiert oder den Menschen in Gänze, das Setting ist entscheidend. Mein Beispiel zeigt einen Reiter und gehört zu einem Magazin-Artikel über Menschen, die im fortgeschrittenen Alter in den Pferdesport einsteigen. Dieser Mensch ist irgendwie echt und macht einen interessanten Eindruck. Ich möchte eigentlich mehr über ihn wissen.

Haltung, Kleidung und Location unterstreichen das im Artikel Gesagte. Sie haben aber auch ein Eigengewicht. Dieser Mensch zeigt, dass er einen engen Bezug zum Reiten hat. Dadurch wird der Text authentisch, aber das Bild allein wirkt schon glaubwürdig. Dieser Mensch ist kein Model. Er ist wenig perfekt, seine Kleidung etwas beschmutzt. Das Bild ist direkt nach einer Reitstunde entstanden, das Bild hat die Qualität eines Dokuments.

Entscheidend für die Wirkung des Bildes ist der weite Raum. Je nachdem, wie viel Bedeutung dem beigemessen wird, kann die Brennweite variieren: von 28 mm bis zu 50 mm reicht die vernünftige Palette, ideal mag die Mitte sein: 35 mm. Die ist auch hier eingesetzt worden. Dazu ein Blitz mit einer 60 cm Softbox – die gleichmäßige Ausleuchtung ist eine Entscheidung jedes Photographen. Photographen großer Agenturen entscheidenden sich meist dagegen, um den Charakter einer Situation unverfälscht widerzuspiegeln. Das ist dann eher eine journalistische Photographie. Aber auch da vertritt jeder Photograph seinen eigenen Stil.

Wichtig in diesen Bildern ist auch die Kommunikation zwischen Photograph und Photographiertem. Auch hier ist das überzeugende Bild eine Gemeinschaftsarbeit. Schnappschüsse bleiben Schnappschüsse, obwohl auch ein spontanes Bild in einem Kontext eine dokumentarische Aussage treffen kann, aber im Grunde sollte das Bild vom Photographen schon gestaltet sein. Die erzählerische Kraft eines Bildes erhält das informelle Portrait also lediglich zum Teil durch die Darstellung des Kopfes, vor allem aber aus dem vielen Drumherum

Jan Gutjahr vom Veranstaltungsservice mks aus Nienburg/Weser
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Coole Crew: Mitarbeiter-Portraits im Recruitment

Eine Autowerkstatt ist eine Autowerkstatt und bietet prinzipiell die gleichen Leistungen wie jede andere. Die eine besser, die andere schlechter. Wo ich meine Leistungen kaufe, hängt von vielen Faktoren hab. Beispielsweise, ob ich die Leistungs-Anbieter mag. Für Online-Marketing über Firmen-Websites bieten sich deshalb Photographien der Mitarbeiter an. Ich kann dann frühzeitig feststellen, ob ich Vertrauen fasse zu den Menschen, die ich da sehe. Oder ob ich mich bei der Firma als neuer Mitarbeiter bewerbe. Ein Veranstaltungsservice hatte genau die Aufgabe für mich.

Zwar waren alle Mitarbeiter auf der Homepage abgebildet, aber alle in der Werkstatt. Sollte das eine Werbung für künftige Mitarbeiter sein? Vor allem für neue Auszubildende? Besteht die Arbeit denn nur aus Werkstatt? Einräumen und Ausräumen? Nein! Veranstaltungstechniker arbeiten inmitten von Feuerwerken bunten Lichts. Sie bauen Bühnen, machen Ton, erschaffen eine farbige Welt der Kurzweil. Insofern brauchte auch mein Unternehmen Portraits on location: Die Bilder sollten Lust machen auf das Team und auf die Arbeit.

Sie brauchten also vor allem Authentizität. Das hieß, die Bilder mit viel authentischem Hintergrundlicht aufzunehmen und nur minimal sekundär zu beleuchten. Eine große Softbox hat sich dabei verboten. Die fast einzige Lösung bildete dabei ein kleiner Aufsteckblitz entfesselt auf einem Stativ. Auch hier musste ich meine Liebe zum Schwarz-Weißen hintanstellen. Farbe war absolut notwendig. Vor allem, weil die Welt der Bühne ohne die vielen Lichteffekte vor allem eines ist: schwarz wie die Nacht. Der Blitz sollte das Gesicht ein wenig aufhellen und für etwas Reflex in den Augen sorgen. Atmosphäre lieferte vor allem die Hintergrundbeleuchtung.

Leider hat dieses Setting kaum einen einheitlichen Look erlaubt, weil die Farbeffekte auf den unterschiedlichen Baustellen einer einzigen Veranstaltung verschieden farbige Grundtöne auf den Bildern verursachten. Mit viel Geduld und ein wenig Aufwand in Lightroom und Photoshop ließ sich trotzdem eine gewisse gleiche Anmutung in den Bildern realisieren und gleichzeitig eine vielfältige Authentizität bewahren.

Mein Veranstaltungsservice bietet prinzipiell die gleichen Leistungen wie andere. Mit den Bildern ist er aber näher am Kunden und an künftigen Bewerbern. Er kommt cool rüber.

Schwarz-weißes Wahlplakat von André Trepoll in Hamburg
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Politiker Trepoll bescheiden in schwarz-weiß

Da sind wir alle gleich: Unsere Augen kleben an Kontrasten – am Saum von Licht und Schatten, am Schnitt zwischen hell und dunkel. Das hat die Evolution so gewollt. Räumliches Sehen wird durch Unterschiede von Schwarz und Weiß erst möglich. Grautöne, beziehungsweise ähnliche Farben, erschweren die Orientierung. Insofern wird die Schwarz-Weiß-Photographie immer Konjunktur haben. Sie schärft unser Sehen auch in der Moderne.

Selbstverständlich wirkt sie arg old-fashioned. Im August 1967 wurde Fernsehen farbig, Gedrucktes in Farbe ist heute nur minimal teurer als Druck ausschließlich mit Schwarz. Die Welt ist fast nur noch in üppig bunt vorstellbar. Um so Aufsehen erregender der Verzicht. Wer in der Photographie ohne Farbe auskommt, reißt ein Loch in die Gegenwart – huuups, da fehlt plötzlich etwas auf dem Photo; beziehungsweise sticht ein schwarz-weißes Photo in einer Umgebung von farbigen sofort heraus.

Denn dieses Fehlen lenkt die Konzentration auf das, was noch da ist: der Inhalt des Photos. Mit einer ganz reduzierten Kampagne ging im vergangenen Jahr der Hamburger CDU-Fraktionsvorsitzende André Trepoll an die Öffentlichkeit. Portraitphoto, leicht close-up, direkter Blick, schwarz-weiße Farbgebung. Weniger geht nicht. Angenehm wenig im visuellen Trommeln der Hamburger Innenstadt. Trepoll hat in diesem März 2019 seinen Verzicht auf den Angriff auf den Posten des Bürgermeisters erklärt. Die Plakatierung jedenfalls war einzigartig und passte sehr gut zu Hamburg.

Die farbliche Zurückhaltung sah edel aus, die Photographie mit „available light“ wirkte authentisch, wenig gekünstelt, „geknipst“ im besten Sinne des Wortes, unaufgeregt, leise und bescheiden; ein Charakterzug, der einem Politiker gut ansteht. Schnörkellosigkeit wirkt Vertrauen erweckend, nah am Betrachter. Für bescheidene Eleganz ist Schwarz-Weiß ideal. Schwarz-Weiße Photographie plaudert nie, sie erzählt auf den Punkt. Und hat meist auch etwas zu sagen, denn wer als Photograph oder Photographierter die Farbe eliminiert, erklärt, dass er keinen Firlefanz braucht, um Interesse zu wecken; die Abbildung ist ausdrucksstark genug.

Photographiert hat die Bilder der hessische Photograph Tobias Koch, der auf das Thema Politik spezialisiert ist. Die Trepoll-Kampagne knallt aus seinem durchweg farbigen Portfolio heraus. Die meisten Bilder in der Politik sind bunt und die Inhalte der Botschaften wischiwaschi. Schwarz-weiße Portraits mit knackigem Kontrast verlocken dagegen überwiegend zu einem zweiten Blick; einem tiefer gehenden, der sich mit dem Sujet beschäftigt, mit dem, was das Bild erzählt. Hinter ganz, ganz vielen schwarz-weißen Bildern steckt eine spannende Geschichte. So viel ist klar.

Bewerbungs-Photo des Graphikers Walter Werner
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Bewerbung III – kreativer Charakter, kantiges Licht

Bewerbungsbilder verlangen oft eine klassische, klare Lichtstimmung, die dem Abgebildeten schmeichelt. Schatten schaden eher, denn je dominanter die dunklen Anteile im Bild wirken, desto folgenreicher der Eindruck: Schatten beschädigen das Vertrauen in den Portraitierten. Klare Kontraste schaden, das Bild muss gut ausgeleuchtet, also hell und weich sein. Allerdings bestehen für bestimmte Branchen auch Ausnahmen.

Kreative Menschen dürfen sich durchaus anders präsentieren. Sollen sie sogar. Von Kreativen wird ein klares Statement verlangt. Für das Business-Portrait eines Graphik-Designers habe ich mir zuerst seine Arbeiten angeschaut. Dort habe ich einen sehr aufgeräumten Charakter gefunden, einen, der auf Schnickschnack verzichtet. Kein junger Wilder, sondern eher eine gestandene Persönlichkeit. Da war für mich die Richtung sichtbar: klare Kante.

Insofern war das Setting schnell aufgebaut: eine Lichtquelle von schräg oben. Punktuelle Lichtquelle von der dem Hauptlicht entgegengesetzten Richtung, um den Kopf etwas zu konturieren. Fertig. Verzicht auf eine Gesichtshälfte. Konzentration auf das Wesentliche. Düstere Stimmung, die vom freundlichen Gesichtsausdruck wieder aufgehoben und sogar dominiert wird. Wirkt edel, aufgeräumt, überlegt, überlegen, unfassbar direkt in der visuellen Ansprache. Passt perfekt zum abgebildeten Menschen.

Portrait-Photographie von Karim Iraki, Nienburg
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Großer Schirm bringt weiche Härte

Aus der Not eine Tugend gemacht: Neulich hatte ich ein Gruppenphoto zu machen und nutzte dabei natürlich meine Briese-Lichtwanne – den Midi-Strip 70×170 cm. Für die Gruppe die ideale Ausleuchtung. Aus Bequemlichkeit stellte ich die Gruppe vor eine weiße Wand, verzichtete aber auf zusätzliche Beleuchtung, um den Hintergrund komplett aufzuhellen. Das Weiß war am Ende zwar eher leicht grau, aber letztendlich hell genug. Mit ein wenig Photoshop ließ sich der Hintergrund dann noch ein wenig aufhellen, um das Ergebnis befriedigend zu gestalten.

Ein Mann aus der Gruppe wollte dann noch ein Portrait von sich, und meine liebste Portrait-Beleuchtung ist ja die 60×60-Softbox, ebenfalls von Briese. Um den Aufwand zu minimieren, ließ ich die Lichtwanne montiert, stellte mein Modell rund zwei Meter vor die Wand und versetzte die Lichtquelle etwas nach rechts. Das Ergebnis verblüffte mich.

Ich hätte das Licht zwar so weich erwartet, aber den Schatten weniger kräftig. Er drängt sich dennoch wenig auf und ist gut durchzeichnet; so, als wäre der Schatten extra aufgehellt. Dass der Hintergrund leicht grau statt weiß daherkommt, sehe ich in diesem Fall auch sehr gern. Und der ganz dezente Schlagschatten bringt auch noch einen leichten Kick ins Bild. Auch für einen durchaus männlichen Typ von Modell empfiehlt sich dieser Lichtaufbau für die Zukunft.

Glückliches Paar am Strand der Ostsee
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Paar-Photographie: Glück sieht überall toll aus

Was ist eine Partnerschaft? Eigentlich kaum sichtbar. Partnerschaft findet ja im Herzen statt oder in der Seele. Genau, da, wo keiner hinschauen kann. Geht ja auch keinen etwas an. Aber – Partnerschaft, das große Gefühl, das ist im Kleinen durchaus zu erkennen. An den kleinen Gesten, an den Blicken; und dort, wo ich persönlich immer am liebsten hinschaue: am Gesicht. Paar-Photographie ist ein spannendes Thema, weil gute Bilder das Glück zweier Menschen spiegeln.

Wie stellen sich Mann und Frau – oder welche Kombinationen auch immer – zueinander? Welche Dynamik lässt sich da herauslesen? Knistert da etwas? Kann ich vielleicht etwas festhalten, was sich der Betrachter selbst wünscht? Würde ich mit einem der Abgebildeten tauschen wollen? Weckt das Bild Sehnsüchte im Betrachter? Viele, viele Fragen, auf die ein gutes Bild antworten kann. Ohnehin sollte ja jedes Bild eine Geschichte erzählen. Insofern ist das Bild von einem Paar doppelt so schwer wie das von einem Einzelnen; schließlich sind ja die Geschichten von gleich zwei Menschen zu erzählen. Dazu kommt noch die Dynamik zwischen den beiden, Paar-Photographie kann ja auch ein streitendes Paar abbilden und eine explosive Geschichte erzählen. Aber diese Spannung, das Knistern, die Romantik, die Liebe – das große Gefühl – bleiben viele Bilder schuldig. Deshalb habe ich beispielsweise so meine Schwierigkeiten mit Hochzeits-Photographien. Viele dieser Bilder sind eigentlich ziemlich gestelzt und blutleer. Wie kann aber ein Photograph das Besondere aus einem Paar herausfiltern und festhalten?

Distanziert oder eng umschlungen: beides geht

Jedes Paar ist individuell und so müssen auch die Bilder sein. Das eine Paar mag eng umschlungen gesehen werden, das andere Paar steht distanzierter beieinander – und auch da wieder: entweder nebeneinander oder hintereinander. Zweisamkeit und Miteinander drückt jedes Paar eben anders aus. Und hier ist der Photograph gefragt: Will er ein Paar seiner Sichtweise entsprechend inszenieren oder motiviert er sie zum eigenen Auftritt? Beides kann enorm charmant sein, wichtig ist, was der Photograph für eine Geschichte erzählen möchte – seine oder die des Paares. Das bestimmt auch ein wenig den Einsatz der technischen Mittel.

Je stärker der Einsatz von Technik ist, desto stärker leidet der Zauber des Moments: Wer Menschen in ein Licht-Set-Up steckt, stellt sie auf eine Bühne, das macht die Atmosphäre schnell künstlich und gezwungen. Wer sich mit Aufhellung begnügt, beispielsweise mit einem einzigen entfesselten Blitz, hat vielleicht weniger ausgefeilt beleuchtet, lässt aber Raum für Natürlichkeit, die Abgebildeten benehmen sich in der Regel freier, weil sie sich weniger beobachtet fühlen. Nach meinem Geschmack sind viele Paarphotographien viel zu steif – vor allem von Hochzeiten. Sie erinnern mich stark an Familienbilder aus der Kaiserzeit: Der Familienvater sitzt, seine Angetraute steht dahinter, die Kinder hocken davor. Regisseur war damals ausschließlich der Photograph, der die Abgebildeten sorgfältig arrangierte. Diese Bilder sollten das gesellschaftliche Ansehen der Abgebildeten zur Schau stellen. Nachzulesen in Paul Bordieus Gedanken über die sozialen Gebrauchsweisen der Fotografie in seiner Abhandlung „Eine illegitime Kunst“. Die normalen Menschen imitierten den Adel und versuchten, Erhabenheit zu demonstrieren.

Entsprechend ernst und streng sahen die Bilder aus. Heute steht Lebensfreude im Vordergrund der Menschen. Eben das sollte das Leitmotiv für Bilder von Paaren sein. Kurze Belichtungszeiten erlauben dem Photographen, auch Bewegung einzufangen, wenn sich das Paar während des Wechsels der Positionen neu findet, neu erfindet, zwischen Distanz und Nähe wechselt. Ich finde eine gewisse Unschärfe dabei auch ausgesprochen förderlich. Das Bild wirkt dann technisch weniger perfekt, dafür um so authentischer. Körperliche Nähe, die dadurch zum Ausdruck gebracht wird, lässt auf die Stärke des Gefühls zueinander schließen.

Punks im Gegenlicht? Warum nicht!

Gestalterisch ist Paarphotographie also ziemlich anspruchsvoll, finde ich. Photographiere ich beispielsweise im Gegenlicht? Das kann schnell abgeschmackt aussehen. Oder eben auch nicht. Das muss jeder Photograph selbst entscheiden. Das Bild eines Punk-Paares stellt sicher andere Anforderungen als das von Menschen, die auf dem Land glücklich sind. Für beide Paare gelten unterschiedliche Sehgewohnheiten, beziehungsweise andere Herausforderungen, diese Sehgewohnheiten zu stören und eine neue, ungewohnte Optik zu schaffen; ein punkiges Paar vor einem idyllischen Sonnenuntergang wäre dann doch mal was; Romantik pur ergäbe hier einen interessanten Kontrast. Technisch führt am Minimalismus kein Weg vorbei: ein Aufhellblitz aus der Hand oder ein Aufheller, das muss reichen; zu viel zerstört den Zauber. Natürlich wäre, wie immer, ein Assistent großartig. Aber auch das würde die Intimität des Paares stören. Die Location ist meines Erachtens egal. Ein glücklicher Moment am Bistrotisch kann viel mehr Zweisamkeit belegen als eine auserlesene Umgebung, in die das Paar wie hineingepflanzt aussieht.

Glück sieht überall toll aus.

Football-Trainer Michael Jakobeit aus Hamburg
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Sportrait: die Körpersprache suchen

Sport lebt von Leidenschaft. Sport besteht aus dem binären Code von Siegen und Verlieren. Gewinnst Du, bist Du die unbestrittene Nummer Eins; als Verlierer bist Du lediglich eine Null. Wer das weniger streng sieht, betreibt keinen Sport, sondern Wellness – meiner Meinung nach, jedenfalls im Wettkampfsport. Für mich als Sportreporter mit Kamera galt immer der Zweikampf als der entscheidende Moment: als der eine kurze Augenblick, in dem sich zeigt, wer Biss hat und wer gebissen wird. Hört mal rum in Sport-Interviews, welche Vokabel dort häufig auftaucht, um Sieger und Unterlegene optisch voneinander zu unterscheiden: die Körpersprache. Wer ein gutes Bild sucht, muss die Ausrufezeichen in der Körpersprache finden.

Körpersprache ist für mich die Grundlage eines guten Photos. Pose wird auch oft als Synonym verwendet, aber Körpersprache finde ich schöner, weil: plakativer. Eine Frau macht auf sich aufmerksam, in dem sie ihren Körper sprechen lässt, Aggression ist genauso an der Körperhaltung ablesbar wie Desinteresse. Einer der Sportler, die das auf unnachahmliche Weise ausdrücken konnten, war der Hamburger Michael Jakobeit, der viele Jahre lang als Spieler und dann als Trainer den American Football in Hamburg geprägt hat. Er war beruflich ein reiner Büro-Mensch, hat aber von sich selbst erzählt, dass er in jeder freien Minute an seinem Körper arbeite. Wenn er im Amt in ein anderes Stockwerk musste, hat er Fahrstühle gemieden und die Treppen genutzt. Wenn er Pause hatte, hat er die mit Crunches gefüllt.

Als Trainer hat er seinen Spielern abverlangt, das Letzte aus sicher herauszupressen, die Leidenschaft für den Moment zu zeigen. Sieht man, oder?

Roman Reimer, Junior-Texter in Hamburg
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Studio-Portrait: aus Felern lernen

Spontane Schnappschüsse sind etwas Großartiges. Ich schnappe mir einen Moment und halte den fest. Ich reiße den Moment aus dem Alltag heraus, halte die Zeit an, hindere die Welt daran sich weiterzudrehen und diesen einen Moment wieder im Lebens-Einerlei unterzurühren. Inszenierte Photographie ist eine andere Kategorie: eine Komposition aus meinen Vorstellungen. Der Reiz daran: Ich male mir die Welt, wie sie mir gefällt. Ganz bewusst, meine Kreativität ist dabei unendlich.

Ich will ja eine Botschaft senden. Das ist dann so etwas wie journalistische Photographie: Ich gestalte, ich mache Meinung. Das war auch meine Aufgabe bei einem tollen Job für die Hamburger Unizeitschrift „Uniscene“: Die Geschichte hatte zum Thema, inwiefern das Scheitern einer Karriere sogar Schub geben, einen Menschen sogar noch interessanter machen könnte.

Protagonist der Geschichte war Roman Reimer, der aus dem Süddeutschen nach Hamburg gekommen ist, weil ihn sein Ausbildungsberuf in der Logistik mehr und mehr gefrustet hatte und er sich zum Werbetexter berufen fühlte – was er auch anscheinend war, schließlich brachte ihn ein selbstgetexteter Rap über „Fehler“ an die bekannte Hamburger Texterschmiede und nach der Ausbildung dort in die Hamburger Spitzen-Agentur Legas Delaney.

Photographisch erforderte das ein wenig Bastelei: Ein Portrait wäre zu stumpf geworden. Irgendwie musste Roman in einen Kontext gesetzt werden, ich wollte ja seine Geschichte visuell kurz und knackig nacherzählen. Wie so oft im Leben, musste der Wirklichkeit also mit etwas Inszenierung nachgeholfen werden. Mit ein paar Metern Wäscheleine, Wäscheklammern, schwarzem Edding und gelbem Photokarton war das Setting ausreichend gestaltet. Ein Hingucker ist dabei allemal herausgekommen, aber natürlich ist das Bild ganz weit weg von spontan. Alles kann man eben selten haben.

Mitarbeiterfotos am besten in der Büro-Athmosphäre
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Mitarbeiter: am besten platziert

Mitarbeiter-Photos sind ein ziemlich alltägliches Geschäft, aber, wie ich finde, auch ein überaus dankbares: Da Produkte heutzutage immer vergleichbarer und weniger unterscheidbar werden, fokussiert das Marketing in Unternehmen mittlerweile hauptsächlich die Menschen, die Produkte herstellen oder Dienstleistungen erbringen. Jeder einzelne Mitarbeiter wird inzwischen zum Image-Träger eines Arbeitgebers. Und das sollten die Mitarbeiter-Portraits auch ausstrahlen.

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Marend: Tiroler Küche – Portrait der Besitzerin
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Gastro-Portrait: schnell aufgetischt

Erfolgreicher Gastro-Beitrag für die Hamburger Zeitschrift „Uniscene“ – Tip des Monats war das Hamburger Lokal „Marend“ an der Feldstraße. Ein kleiner, feiner Laden für Menschen mit Appetit für urtümliche Tiroler Küche: Das Märend steht für grob geraspelte Gewürze, fingerdickes schmackhaftes Brot, frisches Grünzeug, unbehauenes Mobiliar. Ein Laden für die junge urbane Szene. Back to the roots, jedenfalls so in die Richtung. Ist ja jetzt angesagt.

Wie bilde ich also die Geschäftsführerin ab, so dass sie auch echt wirkt? Ganz einfach und ohne groß darüber nachzudenken, bloß keine falsche Fassade planen. Auf den Tisch gelehnt,  beiläufig, ohne großen Firlefanz, baute sie sich auf. Über die Bildgestaltung zu philosophieren, war insofern auch gar nicht schwierig, als dass im Laden selbst kaum Platz gewesen wäre, um dort Licht aufzubauen oder verschiedene Winkel auszuprobieren. Außerdem drängte die Zeit, wie so oft bei solchen Terminen. Ganz ehrlich, habe ich mich beim Photographieren fast mit dem Rücken an die große Glasfront quetschen müssen, und selbst ein 85mm-Objektiv wäre zu langbrennweitig gewesen für die geringe Distanz zum Modell.

Um noch ein wenig Portrait-Charakter zu retten, nutze ich das leider viel zu vernachlässigte 50er-Objektiv. Da das Photo um die Mittagszeit gemacht werden sollte, reichte die Glasfront des Lokals für eine akzeptable Brennweite und sogar dafür, den ganzen Gastraum ausreichend auszuleuchten. Erfolg kommt oft eben auch ohne großartige Rezepte aus.