Rena Heinz U-Turn
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Rock-Portrait: Leder, Rotz und harter Schatten

Jeder versucht ja irgendwie die Bilder hinzubekommen, die einen selbst mal geprägt oder beeindruckt haben. Genau so erging es mir bei einem Auftrag für den Auftritt für die Hamburger Cover-Combo No-U-Turn. Für ein Konzert sollte ein Plakat her. Schwierigkeit dabei: Die Band war total unbekannt in der Stadt. Das Plakat musste also für Aufmerksamkeit sorgen. Nach einem kurzen Blick auf Youtube war die Richtung dann klar. Der Hingucker der Band ist die Sängerin.

Mich erinnerte ihr Auftreten an Alannah Myles, die 1989 mit ihrem Album „Black Velvet“ die Szene mal kurz gerockt hat. Hier nachhören. Kulturkritiker haben sie als „Lack- und Lederschlampe“ abgekanzelt. Mir wäre die Bezeichnung zu derb, aber härterer Rock hat halt bestimmte Attribute, die auch „meine“ Sängerin in ihrer Bühnen-Öffentlichkeit pflegt: Leder-Hose, ein grobes Schiesser-Top, Lederjacke, silbrige Klimper-Ketten, roter Lippenstift. Photographisch war der Kurs glasklar.

Ein 90 Zentimeter großes Striplight reichte, um den harten Schatten zu werfen. Ich brauchte mein Modell dafür lediglich an der Wand lehnen zu lassen. Dazu reichte dann auch die Mittagspause im Büro eines Hamburger Verlags, in dem mein Modell in der Verwaltung arbeitet. Natürlich hätte ich mir das Setting sehr viel stylisher gewünscht. Allerdings war der Auftrag ein Low-Budget-Projekt und für das Plakat machte der original weiße Hintergrund sogar eine ganz gute Figur. Auch die Visagistin haben wir uns gespart und dadurch sogar viel gewonnen: Die leicht glänzende Haut sah ein wenig aus wie direkt nach einem schweißtreibenden Live-Auftritt. Gibt dem Ganzen etwas Rotz und dadurch Authentizität.

Für eine spätere Verwendung habe ich einen anderen Hintergrund hineingepinselt. Der schäbige Look der Mauer passt gut zum Leder.

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