Portrait von Christian Giesen
Kommentare 0

Portrait: einfach out of camera

Geduld ist eine die wichtigsten Tugend eines Fotografen. Geduld für den richtigen Moment ist weit entscheidender für ein gutes Bild, als jeder Kniff in Bildbearbeitung. Das obige Portrait ist prinzipiell „out of camera“, das heißt, Schnitt und Komposition entsprechen exakt dem Negativ – genau: Ich habe das Bild analog fotografiert auf dem Kodak T-Max 100-Kleinbildfilm.

Entscheidender aber ist, dass ich auch an der Belichtung im Nachhinein kaum etwas nachgebessert habe: Kein Lightroom, aber auch kaum Photoshop. Ich habe lediglich die Gradation etwas aufgesteilt und kurz mit Dodge and Burn Tiefen und Lichter betont. Ansonsten stimmte die Belichtung exakt, obwohl ich lediglich mit einem Handbelichtungsmesser grob das Umgebungslicht eingemessen habe. Dieser Tag war zwar ein grundsätzlich sonniger, aber immer wieder schoben sich Wolken über den Himmel, so dass die Lichtbedingungen häufiger wechselten.

Allein das erfordert eine Menge Geduld, aber spannender war, dass ich meinen Portraitierten lange mit der Kamera verfolgt habe, um einen aussagekräftigen Moment abzupassen. Wir saßen in einer Strandbar und unterhielten uns lange. Zwischendurch habe ich immer wieder fotografiert. Klar, war mein Model irgendwann ein wenig genervt, aber andersherum auch geschmeichelt. Jedenfalls kam ein sehr gutes Ergebnis heraus. Und das trotz offener Blende. Die Schärfe stimmt, die Augen haben Licht.

Mein Model war jedenfalls hoch zufrieden. Immerhin ist er selbst Fotograf. Mal reinschauen bei Christian Giesen.

Die deutsche Metal-Band Accept im Hamburger Club Docks
Kommentare 0

Live-Portraits: Finger weg vom Blitz

Three songs, no flash – die Bedingungen für Konzertphotographie sind grundsätzlich unangenehm. Von gutem Licht kann ich da oft nur träumen; und auch die Enge vor der Bühne macht einen Schuss allzu oft zum Glücksspiel. Je angesagter der Künstler, desto exclusiver der Zugang, und desto rabiater rempeln sich alle Fotografen in die beste Schussposition. Vor der Bühne verläuft der „Graben“, also die Distanz zwischen Bühne und dem Publikum; rund einen Meter breit die gesamte Bühne entlang, dort dürfen sich die Fotografen tummeln – kleine Clubs verzichten meisten auf eine Absperrung, dafür fühlen sich dann die Zuschauer von den Fotografen belästigt. Wirklich nervige Arbeitsbedingungen.

Trotzdem gibt’s für Dich ein paar Kniffe, um die Qualität der Bilder zu verbessern, und viel Atmosphäre vom Konzert oder von der Charakteristik der Künstler einzufangen.

Für die ersten drei Songs bleiben Fotografen erwünscht, dann werden sie meist von den Ordnern herausgedrängt; wer im Hinausgehen auf die Schnelle noch einen Schuss mitnehmen will, bekommt eine dicke Pranke auf die Linse gepatscht, die dazugehörige zweite Pranke eventuell in den Nacken. Die Amerikaner verstehen durch die Bank so gar keinen Spaß, sie reagieren absolut zickig, die Engländer und Europäer sind entspannter, deutsche Künstler reagieren durchweg medienfreundlich. Gute Bilder aus dem Graben zu fischen, hängt ganz enorm vom Zufall ab; der Maßstab dafür hieß für mich immer: scharf druckbar über eine komplette Magazinseite, also mindestens 20 mal 30 Zentimeter, oder aber tauglich für Cover von Live-Alben. Drei Songs dauern möglicherweise eine Viertelstunde. Ganz wenig Zeit also, um Brauchbares zu schießen. Alles muss zusammen passen. Aber auch wirklich alles.

Flaches Licht, viel Gesicht

Ich habe meine ersten Konzerte fotografiert, als die Welt noch analog war und viele Zeitungen überwiegend in Schwarz-Weiß druckten. Insofern durfte der Kontrast nie allzu hoch sein. Aber auch digital kommt wenig auf’s Bild, wenn der Spot fehlt – ein heller Lichtkegel, der den Künstler ausleuchtet, meist steht ja ohnehin der Sänger im Mittelpunkt. Ohne Spot vom Mischpult aus, kommt das Licht meist ausschließlich von oben und strahlt steil von oben herab, ein fetter Nasenschatten und tiefdunkle Augenhöhlen sind dann garantiert. Fies wird’s, wenn der Sänger das Mikro dicht am Mund führt; dann ist das halbe Gesicht schwarz. Meist passiert das bei Singer/Songwritern, die relativ statisch bleiben, und wenn sie nicht nur auf der Stelle stehenbleiben, sondern auch dauerhaft an ihrer Gitarre kleben, ohne dabei vielleicht mal den Kopf zu heben, hast Du keine Chance.

Aber auch ohne Verbot verbietet sich der Blitz. Während eines Konzerts von Alice Cooper war mal Dauerblitzen erlaubt. Da Du aber nur Deinen Systemblitz auf die Kamera stecken kannst, anstatt das Licht zu kontrollieren, kommt das Licht dann direkt von vorn und blitzt natürlich jegliche Konturen weg. Damit sind die Bilder dann zwar ausgeleuchtet, aber eigentlich auch fast schon unbrauchbar. Vor allem, wenn Du im Hintergrund eine warme Farbstimmung einfangen willst und von vorn das harte weiße Licht draufknallt.

Für ein Close-Up ganz weit weg

Also: Blitz zuhause lassen, aber welche Optik einpacken? Zwei Optiken reichen, vielleicht eine; kommt auf die Band an. Auf jeden Fall sollte die Optik mindestens eine Blende von 2.8 bieten. Idealerweise eine 2.0, sonst wird der Vordergrund oft zu dunkel. Fotografierst Du in Richtung Hardrock oder Punk, nimm unbedingt ein Weitwinkel – 35 Millimeter sind ideal, vor allem für die ganz hubbeligen Sänger. Die stehen nämlich gern breitbeinig am Bühnenrand und brüllen direkt ins Publikum. Wenn Du etwas in die Knie gehst, kannst Du von unten ziemlich krasse Bilder bekommen. Gilt auch für Gitarristen, die breitbeinig am Bühnenrand stehen oder sich vornüber beugen – wie am obigen Beispiel mit der deutschen Metal-Band „Accept“. Viele Fotografen laufen mit Zoom-Optiken herum, oft 70 bis 210 Millimeter. Aber eine Festbrennweite sollte Dir reichen, denn den idealen Ausschnitt schießt Du meistens mit dem 135 Millimeter. Mit dem richtigen Abstand gelingt Dir dann vor allem bei Gitarristen die formatfüllende Aufnahme vom gesamten Oberkörper.

Einer meiner bewundernswertesten Kollegen war immer Ingo Röhrbein vom Hamburger Abendblatt. Dem sind oft überraschend eindrucksvolle Close-Ups gelungen, weil er sich mit einem 300er, 400er oder sogar 600er auf einem Einbein-Stativ ans gegenüberliegende Ende der Konzerthalle gestellt hatte, um ganz weit außerhalb des Getümmels ganz easy über alle Köpfe hinweg zu fotografieren. Wer mitten drin steht, ist oft verraten und verkauft. Jeder wippt und stößt Dich eventuell im entscheidenden Moment an; die Aufnahme ist dann futsch. Außerdem haben die Zuschauer für das Konzert in der Regel bezahlt und insofern überhaupt keine Geduld mit Fotografen, die ihnen möglicherweise die Sicht versperren. Willst Du Stress vermeiden, zieh Dich also etwas zurück.

Freihändig ist immer wackelig

Geduld bedeutet eine der obersten Tugenden für Konzertfotografen: Einfach warten, bis sich die Künstler leicht zu der einen oder anderen Bühnenseite wenden. Dabei entstehen meist offenere Bilder als frontal von vorn, bei denen oft das Mikro einen Teil des Gesichts verdeckt; ganz entscheidend ist also die Spotmessung: Ich habe immer auf das Gesicht gemessen; wenn das eventuell ausgefressen gewesen wäre, hätte das die gesamte Aufnahme ruiniert; ein anderer Fall wäre ein farbiger Musiker vor hellem oder buntem Hintergrund – die Ungenauigkeit von Integralmessung wäre mir zu riskant. In den meisten Clubs brauchst Du ohnehin einen ISO-Wert von 1.600. Ansonsten saufen Dir die Tiefen ganz sicher ab. Willst Du also überwiegend Konzerte fotografieren, sollte Dir das Rauschverhalten an der Kamera wichtig sein.

Für eine reiche Ausbeute empfiehlt sich ein schneller Autofokus, und dann am besten den Finger lange auf dem Auslöser stehen lassen. Konzertfotografie hat auch immer etwas mit Glück zu tun. Manchmal ist eine Bewegung verwischt, manchmal bewegt sich der Künstler erst in die Schärfe hinein. Vor allem wegen der oft geringen Tiefenschärfe ist der Ausschuss manchmal hoch. Um den dann noch in Grenzen zu halten und keine Verwacklung zu provozieren, ist ein Einbein-Stativ unabdingbar, wenn Du ein Zoom von mindestens 200 Millimetern nutzt. Verwacklungsfrei wäre dann höchstens 1/250 Sekunde aus der Hand zu halten ­– mit so einer Tüte würde ich ungern aus der Hand schießen.

Die besten Fotos nützen Dir allerdings nichts, wenn Du sie nicht zeigen oder nutzen darfst. Urheberrechts-Verletzungen sind kein Kavaliersdelikt. Also frag immer den Veranstalter oder den Manager, ob Du Bilder machen darfst. Am besten Du holst Dir die Genehmigung schriftlich. Vielleicht schickst Du der Band dann Bilder. Kann ja auch der Anfang eines bezahlten Auftrags sein; aber auf jeden Fall stellen die Bilder eine Referenz für Dich da. Wenn Du auf Blitz verzichtest, sieht auch jeder, dass Du etwas drauf hast.

Kommentare 0

Blende auf und drauf

In so ziemlich jedem Tutorial wird erzählt, wie Du blitzen solltest. In jedem guten Photo-Buch siehst Du eine Menge überzeugender Beispiele dafür, dass Du besser die Finger vom Blitz lässt. Schau mal nach Barbara Klemm, die lange für die Frankfurter Allgemeine Zeitung photographiert hat oder nach Herlinde Koelbl – beide haben eindrucksvoll photographiert ohne viel Equipment. Und Du sparst Dir die ganze Schlepperei. Ganz im Ernst: Ein gutes Objektiv mit einer offenen Blende mit mindestens 2.0 eröffnet genügend Möglichkeiten für überzeugende Portraits. Der Hintergrund verschwimmt, und die Silhouette zeichnet sich gut ab – wer mit offener Blende ein close-up knipst, bekommt im Gesicht eine schöne schmale Schärfentiefe, die den Blick in das photographierte Gesicht hineinzieht.

Und in ein offenblendiges Objektiv passt ganz viel Sonnenlicht – gerade für Frauen-Gesichter wirkt das normale Tageslicht äußerst dazu schmeichelhaft.

Die entscheidende Fragen für ein fesselndes Photo ohne Brimborium sind: Wann photographiere ich, wie drehe ich mein Model zum Licht. Starkes Sonnenlicht gibt manchmal fiese Nasenschatten oder halb abgesoffene Gesichter. Kann eine Bildidee transportieren, kann aber auch einfach verguckt aussehen. Zu flaues Licht könnte das Bild etwas beliebig werden lassen. Dennoch lässt sich weiches Licht leicht etwas härter machen und ist damit nie die schlechteste Wahl. Hab Mut zum Draufhalten auch an diesigen Tagen!

Eine korrekte Belichtung verträgt sehr gut die Anhebung des Kontrasts um einige Stufen. Das Portrait habe ich mit einem Kleinbildfilm photographiert, der Kodak Tri-X liefert ohnehin eine überzeugende Grauwert-Abstufung mit einer charmanten Körnigkeit und entsprechendem Retro-Charakter. Neben der Anhebung des Kontrasts brauchst Du nur noch ein liebevolles Händchen in der Nachbearbeitung: die Lichter also etwas abwedeln, die Tiefen ruhig kräftig nachbelichten.

Bei kontrastarmen Lichtsituationen lohnt sich aber auf jeden Fall, in Schwarz-Weiß zu photographieren. Flaches Licht liefert flaue Farben, die dann auch auf das Motiv wirken. Dagegen wirkt ein Bild in Graustufen auf alle Fälle lebendiger.

Frauen-Portrait mit künstlicher Sommer-Atmosphäre
Kommentare 0

Den Spätsommer machst Du selbst

Portrait-Termin vereinbart, und das Wetter ist bescheiden! Na, und? Knips Dir den Spätsommer selbst an und erleuchte selbst den trübsten Tag. Selbst draußen – oder: gerade draußen – stellst Du Dir einfach einen Spot in den Hintergrund. Das Licht muss natürlich ziemlich hart sein, so dass Du einen möglichst kleinen Reflektor nutzen solltest. Den stellst Du direkt hinter den Kopf. Je vollformatiger Du photographierst, desto realistischer ist der Eindruck.

ua_2_webhinzmannDazu empfiehlt sich natürlich, die Schatten nachzudunkeln. Gerade an einem Spätsommer-Tag sind die Kontraste hoch. Selbstverständlich lässt sich auch eine graue Lichtstimmung in eine andere Jahreszeit hinüberschrauben: Einfach die Farbstimmung in Richtung Rot-Orange verändern, geht genau so effektiv in Lightroom wie in Photoshop.

Das Licht von vorn ist wieder ein einfacher, entfesselter Aufsteckblitz mit ganz schwacher Leistung, über Photozelle kommunizieren die beiden Lichtquellen auch ohne Schwierigkeiten miteinander. Für mich ist der Kick von vorn ideal, wenn er so gerade eben auf das Objekt trifft. Somit wird auch auch einer ganz kleinen Lichtquelle ein brauchbares Licht, nicht zu hart, nicht zu weich – genau richtig. Somit sind zwar die Konturen im Gesicht gut herausgearbeitet, die Augen leuchten, die Kontraste sind knackig, aber die Haut bleibt weich. Ist vor allem bei Frauen dringend angeraten.

Paintbox - Musik aus Winsen
Kommentare 0

Musiker-Portraits: The Look of Sound

Wie sieht Sound aus? Wie stellen sich Jungs dar, die den harten Klang reiten? Paintbox aus Winsen machen Rock ohne Schnörkel. Laut, direkt, leidenschaftlich, unbarmherzig, rotzig, jugendlich. Für das entsprechende Bandphoto kam nur ein Low Key-Look mit knallharten Schatten in Frage. Die Pose sollte selbstsicher sein, ohne nach Rocker auszusehen. Irgendwie noch nahbar. Für das Shooting wählten wir den Abend und zusätzlich eine Location in Form eines Tunnels. Als Lichtquelle diente eine Lichtwanne von rund 170 cm Höhe, damit auf die Klamotte noch Zeichnung kam.

Trotz der großen weichen Lichtquelle ergibt die steile seitliche Ausrichtung einen diffusen Gesamteindruck. Der Ursprung der Lichtquelle ist schwer auszumachen, das Duo steht plastisch im Halbdunkel, als stünden sie auch im Bild auf der Bühne. Der Spot im Hintergrund hinter einer nebelartigen Wand komplettiert die Wirkung eines Bühnensettings. Alles in allem ein unspektakulärer Lichtaufbau für maximale Wirkung.

Schaut mal rein auf: The Paintbox

Kommentare 0

Künstler-Portrait: Fast im Vorbeigehen

Sie waren plötzlich ganz groß: Die Héroes del Silencio aus Saragossa stürmten Mitte der 90er-Jahre die deutschen Charts. Und weil den deutschen Journalisten nichts besseres einfiel,  wurde Sänger Enrique Bunbury gern mal mit Jim Morrisson von den Doors vergleichen. Sicher war jedoch nur eines: Die Spanier spielten ganz trockenen , erdigen, hölzernen Hardrock. Beim Promo-Tour in Hamburg blieb wieder nicht viel Zeit für ein Photo – im Hotel Elysee war aber zu der Zeit gerade eine Ausstellung eines Bildhauers, der mit Holz arbeitete. Für meinen Geschmack passte die Kombination perfekt.

Hier nochmal ein akustischer Eindruck von ihrem ersten, größten, fast einzigen Hit: Entre dos tierras

Kommentare 0

Künstler-Portrait: voll Retro

Das Bild ist 22 Jahre alt, und doch irgendwie zeitlos. Bruce Dickinson hatte gerade seinen Abschied von Iron Maiden bekanntgegeben und stellte sein erstes eigenes Album vor: „Balls to Picasso“. Da mir Zeit und Equipment für aufwendiges Photographieren fehlten, machte ich das vermeintlich Beste aus der Situation: Seine Promo-Interviews gab Dickinson damals im Marriott-Hotel im Hamburger Hanseviertel. Die goldenen Verzierungen auf dem backsteinfarbenen Dach sind schon von unten zu sehen. Mir erschien die Location ziemlich picassomäßig, und so haben wir das Bild dort geschossen. Er fand’s ziemlich spaßig, und ich finde das Bild für einen Metal-Sänger immer noch angenehm anders.

Kommentare 0

Musiker-Portraits: Metal im Gemäuer

mr_2_webhinzmannmr_3_webhinzmannWelche Umgebung macht eine Metal-Band aus?  Was passt am besten, ohne ganz in Klischees abzusaufen? Na, gut, eine Kirche ist mit Sicherheit nicht der kreativste Gedanke, aber für die Winsener Black-Metal-Band „The Mutilated Remains“ schien mir dunkles Gemäuer stylish und daher absolut korrekt. Als i-Tüpfelchen wollte ich die Farbe Grün im Bild haben. Ich erinnerte mich da an den alten Horrorschinken »Die Fürsten der Dunkelheit« mit Alice Cooper, in dem der Teufel aus einer giftgrünen Ursuppe wieder auf die Erde zurückkehrte. Für mich passte das wie die Faust auf’s Auge.

Aber in einer Kirche zu photographieren, hat’s in sich. Genehmigung holen, überhaupt die geeignete Kirche aussuchen, also von der einen in die andere fahren und schließlich feststellen, dass meist kein Platz dort ist, geschweige denn, dass man dort umräumen könnte beziehungsweise dürfte. Alles Quatsch, schließlich haben die meisten Bands sowas von kein Budget für professionelle Bilder. Aber auch die Kirchenfürsten sind verständlicherweise wenig amüsiert über Produktionen im Gotteshaus. Da hilft dann Photoshop.

Wichtig für mich war das Fenster. Also brauchte ich prinzipiell nur ein Stativ, ein Weitwinkel und eine Langzeitbelichtung, um den passenden Hintergrund zu bekommen. Der Rest war Retusche: Ich pinselte also das Fenster einfach über. Ich hätte es gern ganz oldschool gelöst mit einem Scheinwerfer und farbiger Folie. Aber der Aufwand wäre horrend gewesen und das Ergebnis sicher weniger gleichmäßig. Insofern half der Photoshop-Pinsel ganz wunderbar.

Gelernt habe ich aus dem Composing, dass Ihr vom Ergebnis her denken solltet: Ich hatte die Musiker vor einem weißen Hintergrund photographiert, der endgültige Hintergrund ist schwarz. Die Schwierigkeit besteht im Saum. Der Umriss ist natürlich weiß; mit einem schwarzen Hintergrund wäre der Saum dunkler gewesen und hätte sich harmonischer in den späteren Hintergrund eingefügt. Besonders in den Haaren wird das später unangenehm (!) sichtbar. Die Retusche wird da sehr zeitraubend und nervenaufreibend. Insofern sollte die meiste Arbeit eines Photo-Projekts immer in die Planung und Vorbereitung investiert werden. Das spart im Nachhinein ungemein Stress.

 

Kommentare 0

Bewerbung II – vorn Licht, hinten Licht, Schuss

Die Portrait-Sitzung dauerte keine 20 Minuten: Softbox schräg von links vorne oben, Spot mit hartem Reflektor von hinten links oben und Blende aufgerissen. Nicht mal von vorn aufgehellt. Wie ich sicher weiß, hat die Kundin gerade mal eine Bewerbung gebraucht, um einen Job zu bekommen. Ein Photo ist immer nur so überzeugend wie der Abgebildete selbst.

Kommentare 0

Männer-Portraits – klarer Blick voraus

short_2_webhinzmannFür Männer-Portraits eignet sich in der Regel hartes Licht am besten. Aber eben nicht unbedingt. Wenn der Blick klar voraus geht, ist auch weicheres Licht durchaus angebracht – das ist auch immer eine Typsache. Ein dunkler Typ sieht vielleicht eher kernig aus, als ein heller, eher weicherer Charakter. Hier bestimmt der silbergraue Bart mit der entschlossenen Körperhaltung und der Lederjacke den Typ so gut und kernig, dass das Licht keine zusätzlichen Akzente setzen muss, um Kernigkeit zu demonstrieren. Also habe ich in diesem Fall einfach mit einem normalen Aufsteckblitz von leicht schräg oben aus der Hand geschossen und die Leistung so weit herunter geregelt, dass ich zwar einen Reflex in den Augen und einen leichten Schatten unter der Nase sehe, aber ansonsten den Eindruck von available light bestehen lasse. Für die Betonung der Konturen eine ideale Kombination, weil sie weitestgehend eine natürliche Lichtstimmung lässt.

Die warme Farbstimmung, liegt der an der tief stehenden Sonne, dessen orangefarbener Ton noch verstärkt wurde – ich bin ein ausgesprochener Gegner von Filtern während der Retusche, dafür versuche das schon während der Aufnahme zu realisieren. Als Kontrast wurde hier in den Schatten, vor allem in der Lederjacke, das Blau gegenüber den anderen Farbtönen betont. Für diese Retusche eignet sich am besten Lightroom. Dort lassen sich die Tiefen und die Lichter ganz easy separat einfärben. Photoshop kann das auch, ist da aber träger.

Farbigkeit gewinnt heutzutage immer stärker an Bedeutung für die Attraktivität eines Bildes. Farbigkeit wird heute grundsätzlich als »Look« bezeichnet. Jeder Photograph hat so seinen eigenen »Look«, das ist einerseits wichtig, um seinen eigenen Stil kenntlich zu machen, und schnell erkannt zu werden. Mit seinem eigenen »Look« macht jeder Photograph aus sich eine eigene Marke. Andererseits kann der eigene »Look« auch schnell eingefahren wirken. Verschwindet eine Mode, sieht der »Look« schnell von vorgestern aus. Jeder Photograph sollte also abwägen, wie sparsam er seine Stilmittel einsetzen oder wie viel Variation er pflegen will.