Girlie-Portrait mit Corsage
Kommentare 0

Girly-Portrait: Kurven zeigen

Girly-Portrait: Wallende Haare sind sexy.Was macht ein gutes Portrait aus? Dass es weniger den Menschen abbildet, als dass es den Charakter zeigt. Also, dass wir uns als Betrachter eine Vorstellung davon machen können, wasdiesen Menschen umtreibt. Junge Menschen entdecken vornehmlich ihre Körper, spielen mit ihrer Sexualität; gilt für junge Frauen genauso wie für junge Männer. Nur sind die Posen unterschiedlich.

Die Spannung zieht dieses „Girly-Portrait“ aus drei Chaakteristika, die allesamt typische Sehgewohnheiten von einer Frau bedienen: dem rückwärtig verschobenen Becken, dem exponierten Décolleté und dem devot zur Seite geneigten und gleichzeitig leicht gesenkten Kopf. So „anbietend“ und gleichzeitig gekünstelt keusch sehen Männer Frauen grundsätzlich gern.

Kurven herauszuarbeiten, ist also das typische Mittel, um in einem Photo Weiblichkeit abzubilden. Eine weitere Komponente, um Jugendlichkeit und Vitalität zu betonen, sind Haare. Ich habe Ayleen einfach ein paar Mal ihre Haare hochwirbeln lassen. Der leicht nach hinten geworfene Kopf unterstreicht sogar das Selbstbewusstsein, das junge Frauen so spannend macht.

Portrait mit Stuhl
Kommentare 0

Portrait: Sitz mal anders

Portrait mit StuhlDie Wirkung von Portraits hängt immer davon ab, wie sehr sich der Portraitierte einlässt, wie sehr sie oder er mit der Kamera flirten. Oft sehen Portraits einfach steif aus, weil sich die Menschen vor der Kamera unwohl fühlen. Oder sie glauben, der Photograph habe eine bestimmte Erwartung an sie. Insofern wird eine Aufnahme manch-mal schwierig, wenn das Modell einfach nur so dasteht. Ungemein entspannt könnte die Aufnahme-Situation werden, wenn dem Modell ein „Accessoire“ zur Seite gestellt wird. Ein Stuhl wird da mitunter wahre Wunder wirken. Oder eine Sitzgelegenheit allgemein. Eine Kiste tut’s da auch sehr gut.

Sitzen kann allerdings auch ein fürchterlich langweiliges Bild ergeben. Insofern ist auch hier eine Alternative wünschenswert beziehungsweise dringend geboten. Mein Modell Kristin hat einfach mil dem Stuhl beziehungsweise mit dem Barhocker gespielt und ihn so ganz spannend ins Portrait mit einbezogen.

Johanna Beckurts-Othmer, Geschäftsführerin Niku Nienburg
Kommentare 0

Business: ausnahmsweise Farbe satt

Grundsätzlich reichen mir für ein gutes Bild die Farben Schwarz und Weiß mit wenigen Schattierungen. Für einen Kunden bin ich allerdings den gegenteiligen Weg gegangen: ein Business-Portrait mit fast übertrieben satten Farben. Warum? Das Bild gehört zu einem Flyer, den ich für einen Kunden zu einem arbeitsmarktpolitischen Thema zu erstellen hatte. Richtig vermutet, das Thema an sich ist etwas trocken. Insofern bot sich an, die Frische der Farben möglichst stark aufzudrehen, um den Text zu würzen.

Außerdem war Rosa beziehungsweise Magenta die Farbe, die sowieso dem ganzen Flyer Vitalität geben sollte. Dass die Portraitierte einen rosa Blazer getragen hat, war eher Zufall. Den ich mir aber durch die Betonung zunutze gemacht habe. Da die Grundfarbe des Flyers Blau ist, habe ich auch das natürliche Blau der Augen nochmals verstärkt. Einfach ein dem natürlichen Blau der Augen ähnliches Blau in einer Ebene darüber malen und mit einer ganz geringen Deckkraft ins Gesicht hinein multiplizieren – fertig ist der Effekt. Für den einen speziellen Kunden die absolut richtige Botschaft.

Variationen von Lichtreflexen auf den Augen
Kommentare 0

Stilfrage: Reflexe in den Augen

Lernen heißt, richtig von falsch unterscheiden zu können. Ausgelernt habt Ihr, wenn ihr für Eure Arbeiten richtig und falsch selbst definiert, dann habt Ihr Euren Stil gefunden. Stil, zumal wenn er unverwechselbar oder einzigartig ist, stellt in künstlerischen Arbeiten das maßgebliche Kriterium dar. Eingeschränkt wird das etwas durch die Notwendigkeit Geld zu verdienen: In ökonomischer Hinsicht braucht Ihr Kunden, die Eurem Stil folgen. Andersherum: Wenn Euer Stil einschlägt, habt Ihr gewonnen. Also, traut Euch was.

Stephan Wiener bietet auf youtube eine ganze Menge wertvolles Wissen zur Photographie. Eine seiner Herangehensweisen ist für mich aber ein No-Go: doppelte Reflexe in den Augen. Er sagt, das sei seine Handschrift. Das ist okay, wie ihr auf dem Beispielbild oben seht, habe ich das  auch mal gemacht. Das war aber zum Anfang meiner Studio-Arbeit, und ich wusste es nicht besser.

Mittlerweile halte ich das persönlich für einen krassen Fehler, aber auch ich habe eine Marotte, die Stephan Wiesner wiederum absolut ablehnen würde. Ich habe inzwischen immer wieder festgestellt, dass mit einer künstlichen Quelle, so klein die auch sein mag, genügend Licht vorhanden ist, um ein Gesicht entweder charaktervoll oder weich zu modellieren. Insofern ist eine zweite Lichtquelle, also ein weiterer Reflex in den Augen absolut unnötig. Ich halte das sogar für einen handwerklichen Fehler. Meiner Ansicht nach widerspricht das nämlich den natürlichen Gegebenheiten. Unsere klassische Beleuchtung ist die Sonne, die grundsätzlich von schräg oben kommt. Wenn wir an einem Sonnentag einem Menschen ins Gesicht schauen, spiegelt sich dort immer der Himmel. Oder in einem Raum die Beleuchtung, die an der Decke hängt. Deswegen sollte sich das auch in der Photographie wiederfinden, meine ich.

Aber zurück zu meinem handwerklichen Fehler. Wie die meisten modernen Photographen photographiere ich Portraits fast ausschließlich mit offener Blende, also in der Regel mit maximal F2. Wenn sich also das Modell, wie das eigentlich sei sollte, leicht schräg zur Aufnahme-Achse positioniert, liegt ein Auge außerhalb der Schärfentiefe-Ebene. Das heißt: entweder abblenden oder ein unscharfes Auge in Kauf nehmen. Genau das mache ich.

Auch das begründet sich meiner Ansicht nach mit den menschlichen Sehgewohnheiten: Wenn wir einen Menschen anschauen, sehen wir selbstverständlich das gesamte Gesicht. Aber habt Ihr schon mal festgestellt, dass Ihr einem Menschen, der sehr dicht vor Euch steht, entweder fokussiert auf den Mund schauen könnt oder in die Augen?! Und wenn Ihr dem Menschen in die Augen schaut, dann auch eher in eines anstatt exakt fokussiert in beide, oder? Deshalb halte ich eine leichte Unschärfe des zweiten Auges für absolut akzeptabel. Und, im Rahmen, sogar für empfehlenswert.

Allerdings ist dabei folgendes zu beachten: Das scharfe Auge sollte das vordere sein, auf das ich in der realen Situation auch schauen würde. Darüber hinaus sollte das scharfe Auge auch hell genug sein. Der Mensch schaut immer ins Licht, insofern würde der Blick auf das unscharfe Auge gezogen werden, würde das sehr viel heller sein, als das scharfe.

Im Grunde fällt das aber bei einem geringen Abbildungsmaßstab auch gar nicht großartig auf. Probiert also einfach mal aus, was Euch letztendlich besser gefällt.

Portrait von Linda Joan Berg – im Stil von Maria Callas
Kommentare 0

Klassik-Portrait: dezent selbstbewusst

Die weite Welt der klassischen Musik habe ich noch vor mir. Die Frage war also: Wie bringe ich eine Künstlerin aus diesem Genre aufs Bild, um die Sehgewohnheiten der Betrachter zu bedienen? Gefragt ist hier beispielsweise die Meinung von Agenten, die die Künstlerin vertreten oder die Verantwortlichen für die Besetzung von Rollen. Um ein Engagement zu bekommen, muss auf dem Bild der Typ überzeugen.

Opern-Sängerin Linda Joan Berg aus Hamburg.

Opern-Sängerin Linda Joan Berg aus Hamburg.

Was weiß ich von Klassik, woran kann ich mich orientieren? Für die Künstlerin Linda Joan Berg aus Hamburg fiel mir nur die Nähe zu Maria Callas ein. Die Internet-Recherche offenbarte mir, dass die Opern-Diva grundsätzlich mit hartem Licht photographiert wurde. Da mir die Callas auch sehr kühl vorkam und ich meine Künstlerin ebenfalls als ein wenig divenhaft in ihrem Verhalten wahrnahm, empfand ich den Vergleich der beiden Frauen passend und entschied mich ebenfalls für ein hartes Licht. Im Übrigen meine ich „divenhaft“ jetzt nicht despektierlich; aber Linda Joan geht sehr in ihrer Profession auf, sie präsentiert sich mir so, wie ich mir einen Opern-Star eben so vorstelle.

Insofern wollte ich auch einen harten Schatten, um eben ein Schmeichel-Licht unbedingt zu vermeiden und ganz klar Position zu beziehen: Die Künstlerin überzeugt durch ihren Charakter und darf selbstbewusst auftreten. Ich wollte unbedingt vermeiden, dass das Bild gefällig wirkt.

Als ideale Ergänzung dazu machten wir noch Aufnahmen, die die Künstlerin in all ihrer Vitalität und Lebensfreude zeigen. Singen hat auf jeden Fall etwas Kraftvolles, Weltumspannendes. Trotzdem blieben wir mit dem schlichten schwarzen Kleid und dem Kontrast zum weißen Hintergrund dezent, um den Typ nochmals zu betonen und die Ablenkung durch eine stilvolle Umgebung zu umgehen.

Cooler Drummer beim Photographieren
Kommentare 0

Musiker-Portraits: Cooler Drummer

Der Flop zeichnete sich schnell ab: „Dedel“ fehlte. Handy war auch ausgeschaltet. Ansonsten war die Band „No U-Turn“ pünktlich angetreten. Portraits sollten gemacht werden sowie ein Band-Photo. Diese Termine sind immer etwas anstrengend, denn vier bis fünf Leute terminlich unter einen Hut zu bekommen, ist immer ein ambitioniertes Vorhaben. Zumal mindestens einer immer früher weg muss und insofern schnell Hektik aufkommt.

Oder Hektik kommt auf, wenn einer weg bleibt. So, wie „Dedel“. Dann kam er aber doch. Und überraschte alle. Natürlich hatte er seine Requisiten vergessen, seine Sticks. Das war die erste Überraschung. Glücklicherweise fand sich im Band-Equipment noch ein Flaschenöffner in Form eines Sticks, den er sich in die Brusttasche steckte. Eine Verbindung zu seinem Instrument war perfekt und ganz einfach hergestellt. Die zweite Überraschung war allerdings, dass er offenbar ein durch und durch tiefenentspannter Typ ist: Jedenfalls zog er sich in Nullkommanix sein Bühnen-Outfit an und stellte sich vor den Hintergrund.

Im Prinzip brauchten wir nur zehn Schüsse, um eine locker-flockige Pose festzuhalten. Die anderen Band-Mitglieder taten sich deutlich schwerer. So schnell kann’s also auch gehen.

Doc Eisenhauer war eine Hamburger Metal-Band der 90er-Jahre
Kommentare 0

Band-Photo I: Aller Anfang ist leicht

Band-Photos sind für mich eine enorme Herausforderung. Weil ich Gruppenaufnahmen eher weniger mag. Aber Bands stehen halt für einen Sound, für eine Dynamik und insofern ist ein Band-Photo für meinen Geschmack auch eher das Portrait einer zusammengehörigen Einheit. Und dieses Gesamtbild komprimiert wiederzugeben, finde ich ungemein spannend.

Jede Band hat ihre eigene Hierarchie – klar, meist spielen Schlagzeuger und Bassisten auch in der Darstellung eher Nebenrollen. Ist aber nicht zwingend und immer so, und jede Band will deshalb individuell aufgestellt werden. Die Schwierigkeit taucht also immer gleich am Anfang auf: Platziere ich die Musiker nebeneinander oder versetzt? Und welchen Look gebe ich? Welchen Stil spielt die Band denn überhaupt – Jazz, Pop, Metal? Fest steht, dass mit jeder Band alle Parameter immer wieder aufs Neue durcheinander gewirbelt werden.

Dann geht’s weiter: Wie baue ich denn mein Licht? Reicht überhaupt mein Equipment für vier bis fünf Leute? Und so weiter. Wichtig aber sind vor allem die Anforderungen an das Ergebnis. Sollte das Band-Photo für ein Cover geknipst werden, sollte ein geringes Budget vorhanden sein. Dafür könnten dann auch Lampen oder Reflektoren geliehen werden. Aber so hoch muss die Latte gar nicht gehängt werden.

Mein erstes Band-Photo für „Doc Eisenhauer“  habe ich Anfang der 90er-Jahre gemacht. Dia-Film in der Nikon F3, also Material, das sehr belichtungssensibel ist, kein Belichtungsmesser, kein künstliches Licht, kein Blitz, kein Aufheller, kein Visagist und grundsätzlich wenig Erfahrung mit der Sache an sich. Das Ergebnis war aber stimmig, weil die Gruppierung der Band von den Muckern selbst kam und insofern ganz flott von der Hand ging und die Stimmung innerhalb der Gruppe auch sehr gut abgebildet hat. Letztendlich haben wir klassisch den Sänger groß in den Vordergrund gerückt, bis es aufgrund des Weitwinkels verzerrt und komisch ausgesehen hätte. Der Rest der Combo hat sich im Hintergrund aufgeteilt. Die Köpfe reichten da. Ganz wichtig dagegen das großstädtische Setting, das die Band viel stärker charakterisiert hat, als wenn wir noch mehr Körper ins Bild genommen hätten.

Weil der Tag sehr sonnig war und die Ecke in Hamburg einigermaßen schattig lag, kam ein sehr gutes Ergebnis heraus. Grundsätzlich passte der Look des Graffiti-Hintergrunds sehr gut zur Band, die eben auch mit ihrer Herkunft aus der Hamburger Tattoo-Szene kokettiert hat. Also ein sehr authentisches Dokument, das mittlerweile seinen Charme auch aus der Körnung des alten Filmmaterials zieht.

Für Euch heißt das: Für ein vernünftiges Ergebnis braucht Ihr überhaupt kein großes Kino auffahren. Eure Idee, beziehungsweise die Botschaft des Bildes, sind deutlich wichtiger.

Klassischer Akt vor dörflicher Kulisse.
Kommentare 0

Klassischer Akt: Adam und Eva gehen immer

In der Photographie zählen vor allem Sehgewohnheiten. Und da hast Du als Photograph nur zwei Möglichkeiten: Sehgewohnheiten bedienen oder bewusst verletzen. Bleibst Du da unentschlossen, wirst Du letztendlich lediglich ein Knipsbild hinbekommen. Photographieren bedeutet gestalten, und um diesen Schritt zu gehen, musst Du Dein Ziel kennen. Was willst Du also erreichen?

Sehgewohnheiten zu bedienen, ist der klassische Weg. Klassischer Weg heißt, dass wir liefern, was der Betrachter von uns erwartet. Verweigern wir uns den Sehgewohnheiten bewusst, provozieren wir. Wir liefern also Bilder, die den Betrachter überraschen und ihm eine Reaktion abverlangen, zumindest muss sich der Betrachter eine Meinung dazu bilden; wenn er bezweifelt, dass sich das lohnt, wird er am Bild schnell vorbeischauen. Erfüllen wir das, was der Betrachter erwartet, besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass er das Bild einfach nur mag. Und das wollen wir ja in der Regel, oder?

Die „klassische“ Aktphotographie hat vor allem mit Romantik zu tun, mit einem romantischen Verständnis von der Frau an sich, von Körperhaltungen, also den Posen, von Requisiten und von Hintergründen. Alle einzelnen Aspekte tragen dazu bei, dass der Betrachter das Gefühl bekommt, nach dem er sucht. Das Bild ist also ohnehin nur ein Auslöser, ein „Trigger“, für Vorstellungen, die sich im Kopf jedes einzelnen Betrachters zusammensetzen. Als Photograph bist Du also der Zünder für die Phantasien Deines Betrachters.

Die Sehgewohnheiten des klassischen Aktes – wie auch jedes anderen photographischen Vorhabens – verlangen von Dir insofern eine spezielle Planung und eine genaue Abstimmung mit Deinem Modell: Natürlich fordert ein klassischer Akt auch klassische Posen, also eher dezente, zurückhaltende Körperhaltungen. Gespreizte Beine sind da beispielsweise absolut kontraproduktiv und bedienen eher die Sehgewohnheiten bei Pin-Ups.

Wichtig auch der Hintergrund: Hier ein altes Bauernhaus in der Lüneburger Heide. Bauernhof, unberührte Idylle, Natur, die Farbe Grün für Vitalität und Frische, die leicht surreale Unschärfe, natürliches, weiches Licht, ein jugendlich-mädchenhafter Körper, der noch aufzublühen scheint – alles das setzt sich im Kopf des Betrachters zu einer Vorstellung von Paradies zusammen. Das ist eine klassische Vorstellung in der Kunst an sich und in der Photographie im Besonderen. Die Sehnsucht nach paradiesischen Zuständen steckt grundsätzlich in allen Menschen drin und findet sich in dem visuellen Wunsch nach Idylle wieder. Wenn Ihr das also bedient, macht Ihr schon mal sehr viel richtig.

Ich gebe zu, dass das Outfit des Modells stören könnte. Tatsächlich würde ein weißer weiter Rock die „weibliche Unschuld“ noch stärker betonen, als ein modernes sportliches Höschen. Außerdem verwirren die in den Höschen-Bund gesteckten Daumen. Aber in der Tat bleibt der Gesamteindruck romantisch und die „modernen“ Accessoires bilden sogar einen Kontrapunkt; sie geben dem einen modernen Charakter und machen es dadurch zeitlos. Obwohl es in der analogen Zeit geschossen wurde.

In Kategorie: Akt
Model Karo in Hamburg-Altona
Kommentare 0

Ugly Location, Bad Light – Challenge

Einen spannenden Post hat der Hamburger Fotograf Patrick Ludolph veröffentlicht: „Ugly Location, Bad Light“ – darin macht er sich Gedanken über das Fotografieren mit schlechtem Licht in einer hässlichen Umgebung. So wichtig das Thema ist, so wenig teile ich die Meinung, dass Licht grundsätzlich schlecht und ein Hintergrund grundsätzlich hässlich sein kann.

Ich finde, dass die Qualität eines Bildes wenig abhängig ist von der Qualität des Lichts beziehungsweise der Umgebung. Viel wichtiger ist, dass wir alle bestimmte Sehgewohnheiten teilen. Wenn diese unbefriedigt bleiben, fehlt uns irgendetwas zum Glück; oder wir müssen umdenken. Bademoden beispielsweise werden am Strand fotografiert. Würden wir sie auf einer Baustelle fotografieren, würden die Bilder keine Urlaubsstimmung verbreiten. Wir würden die Bilder komisch finden.

Aber vielleicht sind die Bilder so mutig fotografiert, dass sie einen Trend setzen. Das ist allerdings schwer. Genau so schwerlich wird ein Frauen-Portrait in einer von Graffitis bekritzelten Umgebung oder mitten auf einem Parkplatz romantisch aussehen. Aber das ist auch der falsche Ansatz: Wichtig ist die gewünschte Aussage des Bildes, über die sich der Fotograf idealerweise vorher Gedanken gemacht haben sollte. Wenn diese Voraussetzung gegeben ist, dann kann jede Umgebung, dann kann jedes Licht die Aussage des Bildes unterstützen. Also, mutig bleiben gegenüber den Gegebenheiten.

Das Beispielbild ist für die Sedcart des angehenden Models Karo – fotografiert vor einem eingerüsteten Haus mitten in Hamburg-Altona. Junge Erwachsene wollen ja großstädtisch und cool wirken. Also passt hier die Kulisse ideal.

Hier geht’s zum Post von Patrick Ludolph.

Portrait mit hartem Sonnenlicht im Wald
Kommentare 0

Outdoor-Portrait im Diven-Look

Glamour-Licht ist der gängige Name. Ich würde die eine Variante mal „Doris-Day-Licht“ nennen. Glamour-Licht gibt immer einen Diven-Look: Das Model sieht aus wie ein Hollywood-Star. Diven-Look geht hart, der geht auch weich. Doris Day war eine amerikanische Komödien-Diva der Fünfziger und Sechziger, und da drängt sich ein weicher Look auf; obwohl Glamour-Licht echt knackig aussieht, aber einfach herzustellen ist.

Im Fall von meinem Model ging das sogar draußen im Wald. Das Setting war bestimmt von Sommer-Sonnenlicht am späten Sonntagvormittag. Als zusätzliche Lichtquelle stand ein Kompaktblitz auf einem Stativ im Hintergrund. Der Doris-Day-Effekt ergibt sich durch die Kombination aus Beleuchtung und Pose, beziehungsweise Mimik. Das Model blickt verträumt direkt in die Lichtquelle; in diesem Fall die Sonne. Das gibt knallhartes Licht, das aber in so einem flachen Winkel auftrifft, dass die Schatten gleichermaßen kontraststark sind, aber eben auch durchzeichnet. Und aufgrund des flachen Winkels des Lichts bleibt die Haut einigermaßen zart.

Das „Spitzlicht“ sitzt hinter dem Model so zentral, dass der gesamte Hinterkopf von Licht umspielt wird und sich zum Strahlen des Lächelns addiert; der romantische, glamouröse Charakter wird dadurch stark betont, dass das Licht der Corona viel prominenter im Bild wirkt als das Licht von vorn. Aber den unwirtlichen, künstlichen Look erhält das Bild durch die offene Blende.

Einerseits ist das Gesicht durchgehend scharf, andererseits verschwimmt der Hintergrund, so dass die Augen und der Mund das Bild dominieren. Trotzdem bleibt der Gesamteindruck des Bildes sehr weich und weiblich – eben das ist die Kombination, mit der weibliche Filmstars abgelichtet werden.