Erfolgreicher Gastro-Beitrag für die Hamburger Zeitschrift „Uniscene“ – Tip des Monats war das Hamburger Lokal „Marend“ an der Feldstraße. Ein kleiner, feiner Laden für Menschen mit Appetit für urtümliche Tiroler Küche: Das Märend steht für grob geraspelte Gewürze, fingerdickes schmackhaftes Brot, frisches Grünzeug, unbehauenes Mobiliar. Ein Laden für die junge urbane Szene. Back to the roots, jedenfalls so in die Richtung. Ist ja jetzt angesagt.
Wie bilde ich also die Geschäftsführerin ab, so dass sie auch echt wirkt? Ganz einfach und ohne groß darüber nachzudenken, bloß keine falsche Fassade planen. Auf den Tisch gelehnt, beiläufig, ohne großen Firlefanz, baute sie sich auf. Über die Bildgestaltung zu philosophieren, war insofern auch gar nicht schwierig, als dass im Laden selbst kaum Platz gewesen wäre, um dort Licht aufzubauen oder verschiedene Winkel auszuprobieren. Außerdem drängte die Zeit, wie so oft bei solchen Terminen. Ganz ehrlich, habe ich mich beim Photographieren fast mit dem Rücken an die große Glasfront quetschen müssen, und selbst ein 85mm-Objektiv wäre zu langbrennweitig gewesen für die geringe Distanz zum Modell.
Um noch ein wenig Portrait-Charakter zu retten, nutze ich das leider viel zu vernachlässigte 50er-Objektiv. Da das Photo um die Mittagszeit gemacht werden sollte, reichte die Glasfront des Lokals für eine akzeptable Brennweite und sogar dafür, den ganzen Gastraum ausreichend auszuleuchten. Erfolg kommt oft eben auch ohne großartige Rezepte aus.




Kaum ein sommersprossiger Mensch, der sich über seine Individualität so richtig freut. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich steh total auf Sommersprossen; weil sie diese Menschen eben zu etwas Außergewöhnlichem machen. Die Haut ist der Nerzmantel eines Menschen, und alles mittels Make-Up oder Photoshop glattzubügeln, ist ein stilistisches Schwerverbrechen. Sommersprossen machen jeden Menschen zu einer absoluten Einzigartigkeit. Und die verdient es, so offensiv wie möglich festgehalten zu werden.
Business-Photographie ist nur so gut wie sie das Business des Kunden richtig abbildet. Ein schöner Auftrag kam da von einer Hamburger Geschäftsfrau, die stark auf dem asiatischen Markt vertreten ist und sehr intensiv rund um das Thema Mode arbeitet. Wichtig war also Understatement.


Was macht ein gutes Portrait aus? Dass es weniger den Menschen abbildet, als dass es den Charakter zeigt. Also, dass wir uns als Betrachter eine Vorstellung davon machen können, wasdiesen Menschen umtreibt. Junge Menschen entdecken vornehmlich ihre Körper, spielen mit ihrer Sexualität; gilt für junge Frauen genauso wie für junge Männer. Nur sind die Posen unterschiedlich.
Die Wirkung von Portraits hängt immer davon ab, wie sehr sich der Portraitierte einlässt, wie sehr sie oder er mit der Kamera flirten. Oft sehen Portraits einfach steif aus, weil sich die Menschen vor der Kamera unwohl fühlen. Oder sie glauben, der Photograph habe eine bestimmte Erwartung an sie. Insofern wird eine Aufnahme manch-mal schwierig, wenn das Modell einfach nur so dasteht. Ungemein entspannt könnte die Aufnahme-Situation werden, wenn dem Modell ein „Accessoire“ zur Seite gestellt wird. Ein Stuhl wird da mitunter wahre Wunder wirken. Oder eine Sitzgelegenheit allgemein. Eine Kiste tut’s da auch sehr gut.