Ali Daute, Kickboxer, posiert mit Taube
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Sport-Portrait: der Tauben-Schlag

Kick-Boxer Ali posiert mit Taube. Boxer sind faszinierende Sportler, für meinen Geschmack jedenfalls. Sie trauen sich einfach was, strahlen etwas Archaisches aus, vielleicht etwas Ur-Männliches, Dynamisches, Kantiges, etwas Herausstechendes. Wie bekomme ich so etwas ins Bild? Kontraste sind ja das Allheilmittel, um einen Eindruck zu verstärken. Kontraste lassen Charakteristika erst richtig zur Geltung kommen. Hatte ich mir zumindest so gedacht und mir für einen Kickboxer ein Setting überlegt, das eine witzige Anekdote nach sich ziehen sollte.

Ich wollte vor langer Zeit einen Kickboxer portraitieren und überlegte mir, ihm als Kontrast eine „Friedenstaube“ auf den Handschuh zu setzen. Einen Boxer allein in der typischen Pose abzulichten oder seine Muskeln mit Licht herauszuarbeiten, erschien mir zu alltäglich. Mein Modell fand die Idee auch ganz cool und sagte zu. Gesagt, getan, woher sollte ich aber eine weiße Taube bekommen? Einige Züchter lassen ja auf Hochzeiten welche fliegen, aber damit war mir wenig gedient. Sie sollte sitzen bleiben und auch keinen Schreck vom Blitzlicht oder vielleicht einen Herzinfarkt bekommen. Ich kassierte zunächst einige Absagen. Dann biss aber doch einer an, obwohl er mir gleich riet, mir wenig Hoffnung zu machen, dass mein Vorhaben klappt.

Für einen schlanken Kurs rückte er mit zwei weißen Tauben im Studio an. Schon die erste war ein Volltreffer und strafte die gesamte Züchterschaft Lügen: Na, klar, nachdem sie aus dem Korb war, drehte sie im Studio zwei Runden, um die Gegend abzuchecken. Aber dann, oh, Wunder, blieb sie einigermaßen geduldig auf Handschuh und Schulter meines Models sitzen. Selbst das wiederholte Blitzen ignorierte sie komplett. Im Gegenteil schien sie das ganze Procedere sogar zu interessieren.

Hinterher erzählte mir dann der Züchter, warum er mir überhaupt behilflich war – in einem leicht angesäuerten Ton. Er erzählte, einige Zeit vor meinem Anruf hätte sich der Playboy bei ihm gemeldet mit einer ähnlichen Anfrage: Die wollten Tauben für eine Photo-Produktion und hätten richtig fettes Geld gegeben. Da hatte sich mein Züchter nicht getraut – von wegen, die bleiben nicht sitzen, und so. Mit mir zusammen hatte er sich eines Besseren belehren lassen können und betrauerte ein wenig, dass ihm einige Scheinchen durch die Lappen gegangen waren. Also gilt auch hier, was ich immer und immer wiederhole: Unternehmen ist meist besser als unterlassen. Lieber versuchen und scheitern als verzichten und bedauern. Traut Euch was!

Roman Reimer, Junior-Texter in Hamburg
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Studio-Portrait: aus Felern lernen

Spontane Schnappschüsse sind etwas Großartiges. Ich schnappe mir einen Moment und halte den fest. Ich reiße den Moment aus dem Alltag heraus, halte die Zeit an, hindere die Welt daran sich weiterzudrehen und diesen einen Moment wieder im Lebens-Einerlei unterzurühren. Inszenierte Photographie ist eine andere Kategorie: eine Komposition aus meinen Vorstellungen. Der Reiz daran: Ich male mir die Welt, wie sie mir gefällt. Ganz bewusst, meine Kreativität ist dabei unendlich.

Ich will ja eine Botschaft senden. Das ist dann so etwas wie journalistische Photographie: Ich gestalte, ich mache Meinung. Das war auch meine Aufgabe bei einem tollen Job für die Hamburger Unizeitschrift „Uniscene“: Die Geschichte hatte zum Thema, inwiefern das Scheitern einer Karriere sogar Schub geben, einen Menschen sogar noch interessanter machen könnte.

Protagonist der Geschichte war Roman Reimer, der aus dem Süddeutschen nach Hamburg gekommen ist, weil ihn sein Ausbildungsberuf in der Logistik mehr und mehr gefrustet hatte und er sich zum Werbetexter berufen fühlte – was er auch anscheinend war, schließlich brachte ihn ein selbstgetexteter Rap über „Fehler“ an die bekannte Hamburger Texterschmiede und nach der Ausbildung dort in die Hamburger Spitzen-Agentur Legas Delaney.

Photographisch erforderte das ein wenig Bastelei: Ein Portrait wäre zu stumpf geworden. Irgendwie musste Roman in einen Kontext gesetzt werden, ich wollte ja seine Geschichte visuell kurz und knackig nacherzählen. Wie so oft im Leben, musste der Wirklichkeit also mit etwas Inszenierung nachgeholfen werden. Mit ein paar Metern Wäscheleine, Wäscheklammern, schwarzem Edding und gelbem Photokarton war das Setting ausreichend gestaltet. Ein Hingucker ist dabei allemal herausgekommen, aber natürlich ist das Bild ganz weit weg von spontan. Alles kann man eben selten haben.

Mitarbeiterfotos am besten in der Büro-Athmosphäre
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Mitarbeiter: am besten platziert

Mitarbeiter-Photos sind ein ziemlich alltägliches Geschäft, aber, wie ich finde, auch ein überaus dankbares: Da Produkte heutzutage immer vergleichbarer und weniger unterscheidbar werden, fokussiert das Marketing in Unternehmen mittlerweile hauptsächlich die Menschen, die Produkte herstellen oder Dienstleistungen erbringen. Jeder einzelne Mitarbeiter wird inzwischen zum Image-Träger eines Arbeitgebers. Und das sollten die Mitarbeiter-Portraits auch ausstrahlen.

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Marend: Tiroler Küche – Portrait der Besitzerin
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Gastro-Portrait: schnell aufgetischt

Erfolgreicher Gastro-Beitrag für die Hamburger Zeitschrift „Uniscene“ – Tip des Monats war das Hamburger Lokal „Marend“ an der Feldstraße. Ein kleiner, feiner Laden für Menschen mit Appetit für urtümliche Tiroler Küche: Das Märend steht für grob geraspelte Gewürze, fingerdickes schmackhaftes Brot, frisches Grünzeug, unbehauenes Mobiliar. Ein Laden für die junge urbane Szene. Back to the roots, jedenfalls so in die Richtung. Ist ja jetzt angesagt.

Wie bilde ich also die Geschäftsführerin ab, so dass sie auch echt wirkt? Ganz einfach und ohne groß darüber nachzudenken, bloß keine falsche Fassade planen. Auf den Tisch gelehnt,  beiläufig, ohne großen Firlefanz, baute sie sich auf. Über die Bildgestaltung zu philosophieren, war insofern auch gar nicht schwierig, als dass im Laden selbst kaum Platz gewesen wäre, um dort Licht aufzubauen oder verschiedene Winkel auszuprobieren. Außerdem drängte die Zeit, wie so oft bei solchen Terminen. Ganz ehrlich, habe ich mich beim Photographieren fast mit dem Rücken an die große Glasfront quetschen müssen, und selbst ein 85mm-Objektiv wäre zu langbrennweitig gewesen für die geringe Distanz zum Modell.

Um noch ein wenig Portrait-Charakter zu retten, nutze ich das leider viel zu vernachlässigte 50er-Objektiv. Da das Photo um die Mittagszeit gemacht werden sollte, reichte die Glasfront des Lokals für eine akzeptable Brennweite und sogar dafür, den ganzen Gastraum ausreichend auszuleuchten. Erfolg kommt oft eben auch ohne großartige Rezepte aus.

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Band-Photo II: (ver)störende Perspektive

Die meisten Bands leben neben ihrer Musik auch vom Klischee: An bestimmten Attributen ist oft schon auf den ersten Blick der Stil erkennbar. Der Betrachter will sich natürlich auf dem Bild mit seinen Vorlieben identifizieren können. Metal-Bands sind da einigermaßen klar zu erkennen, meistens bereits am unmissverständlichen Dresscode.

Schwarzes T-Shirt, grimmiger Blick und, ganz klar: Headbanger-Matten. Was also tun mit dem Band-Mitglied, das absolut heraussticht?! Ganz klar: deutlich herausstellen. Ich habe es mit einem Kniff versucht. Ich habe bei dem Band-Photo den kurzhaarigen Gitarristen nicht nur nach vorn gestellt, sondern ihn so positioniert, dass er die Sehgewohnheiten deutlich stört: Er geht stark in die Knie, hält den Kopf leicht schräg und ist tritt sogar deutlich aus der Schärfe heraus, damit der Blick auf das zweite Bandenmitglied weitergeführt wird; auf den eigentlichen Sänger.

Dennoch ist der kurzhaarige Gitarrist der eigentliche Eye-Catcher. Aufgrund des runden, „nackten“ Kopfes und den deutlich sichtbaren Augen ist er ein guter Einstieg ins Bild. Den Hintergrund habe ich mit einer groben, stark rissigen Struktur angereichert, um die Dezibel-Potenz der Combo noch etwas stärker zu unterstreichen. Was wiederum das Klischee abrundet.

Marion von Oppeln, portraitiert in ihrem Arbeitszimmer in tzehoe.
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Business-Portrait: der leichte Strich

Arbeit darzustellen, ist eine immer schwierigere Angelegenheit, weil Arbeit zunehmend unsichtbar wird. Insofern war die Aufgabe auch spannend, eine Graphikerin abzubilden und sie im Rahmen ihrer Welt zu zeigen. Graphik ist aber ein Produkt, das im Kopf entsteht; auf Papier wird ein Gedanken-Knäuel, eine Ideenwolke in starken Strichen lediglich fixiert. Graphik ist eine zähes Ringen darum, eine Botschaft schließlich in eine geordnete und unmissverständliche Form zu bringen. Und die Striche oder Schraffuren so leicht aussehen zu lassen, als hätte sie ein Sommerwind durch die halbe Welt getragen, um sie auf einem weißen Blatt einfach abzulegen.

Graphik ist Reduktion. Und insofern entschloss ich mich, meine Kundin schlicht und ergreifend darzustellen: im Dialog mit ihrem Skizzenbuch, eingebettet von ihren Entwürfen, am groben Tisch wie ein Handwerker. Eben das ist Graphik auch und vor allen Dingen: Arbeit.

Portrait Sommersprossen mit hartem Licht
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Sommersprossen: Punkt für Punkt einzigartig

Sommersprossen im Portrait mit weichem Licht.Kaum ein sommersprossiger Mensch, der sich über seine Individualität so richtig freut. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich steh total auf Sommersprossen; weil sie diese Menschen eben zu etwas Außergewöhnlichem machen. Die Haut ist der Nerzmantel eines Menschen, und alles mittels Make-Up oder Photoshop glattzubügeln, ist ein stilistisches Schwerverbrechen. Sommersprossen machen jeden Menschen zu einer absoluten Einzigartigkeit. Und die verdient es, so offensiv wie möglich festgehalten zu werden.

Sommersprossen knallen aus dem Bild heraus, wenn der Rot-Anteil im Bild erhöht wird. In der analogen Zeit ging das über einen Grün-Filter, der die Komplementärfarben des Rots zurücknahm. Digital geht das komfortabler durch Überhöhung der Rot-Anteile und Betonung der Kontraste.

Zwei Arten von Beleuchtungen sind möglich. Hart oder weich. Beide Beleuchtungsarten bringen Sommersprossen nach vorn. Grundsätzlich wird der Eindruck des Bildes vom Hintergrund bestimmt: Vor einem hellen beziehungsweise weißen Hintergrund sieht Haut immer etwas dunkler aus, damit natürlich auch alle Merkmale der Haut. Hier wäre eine übertriebene Betonung der Sommersprossen kontraproduktiv; zumal das weiche Bild mit einer Softbox aufgenommen wurde.

Anders mit einem dunklen bis schwarzen Ambiente. Mit hartem Licht, beispielsweise einem normalen Reflektor inklusive Wabe sehen die Schatten tiefschwarz aus, und insofern müssen auch die Sommersprossen herausstechen. Die Haut wird dann zu einem Pergament – Punkt für Punkt Unverwechselbarkeit. So etwas hat lange nicht jeder.

Sabine Pick, Business-Consultant
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Business: japanisch, spartanisch, gut

Sabine Pick, Business-Consultant aus Hamburg, portraitiert in einer Mode-Boutique.Business-Photographie ist nur so gut wie sie das Business des Kunden richtig abbildet. Ein schöner Auftrag kam da von einer Hamburger Geschäftsfrau, die stark auf dem asiatischen Markt vertreten ist und sehr intensiv rund um das Thema Mode arbeitet. Wichtig war also Understatement.

Von vornherein hatten wir die Bilder schwarz-weiß angedacht. Im Geschäftsleben gibt Schwarz-Weiß immer noch die besondere Note, wirkt eine Ecke edler. Außerdem war die Büro-Atmosphäre ohnehin eher monochrom gehalten. Die japanischen Schriftzeichen an der Wand gaben einen belebt-interessanten und dennoch ruhigen Hintergrund ab. Der einsame Apfel auf dem Tisch, die schlichte Kleidung, alles hatten wir sorgfältig auf ein Ziel hin komponiert: selbstbewusste Sachlichkeit demonstrieren, ohne mit irgendwelchem Schnick oder Schnack Eindruck schinden zu wollen.

Als Beleuchtung diente lediglich eine 60×60 Zentimeter Softbox. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass die angestrebte Botschaft klarer wird, je weniger Aufwand betrieben wird. Im Übrigen habe ich das Photo mit einer 7×6-Mittelformatkamera geschossen. Ich wollte auch durch die Wahl der Kamera von mehr Ruhe in die Aufnahme bringen.

Genau so haben wir es mit der alternativen Szene gemacht: eine Aufnahme in einer Boutique. Wir wollten die gleiche reduzierte Sachlichkeit außerhalb der Büro-Welt darstellen. Auch hier wieder eine Lichtquelle und schlichte Eleganz durch ein rein-weißes Outfit. Die Kundin jedenfalls fühlte sich richtig gut getroffen und auch gegenüber ihren Kunden treffend dargestellt.

Trommler mit wirbelnden Stöcken
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Musiker-Portrait: den Beat knipsen

Das wisst Ihr selbst: Es gibt zig-mal mehr geile Bilder von Gitarristen als von Trommlern. Schlagzeuger sind schließlich dauernd im Halbdunkel versteckt zwischen ihren Kesseln und Becken. Die wissen schon, warum sie auf der Bühne hinten herumwerkeln und partout nicht ins Rampenlicht wollen. Und eigentlich haben sie auch nie wirklich irgendwas in den Fingern, über das man fachsimpeln könnte; eine Mörder-Klampfe beispielsweise. Wie mache ich nun also vom Trommler ein Photo, auf dem er nicht verloren und etwas deplatziert aussieht, sondern nach einem kernigen Musiker?

Kommt natürlich immer auf den Typen an. Mancher Drummer ist halt grundsätzlich ein wenig zurückhaltend – weil er ja eher keine Rampensau ist und dafür eben von Herzen gern ein Hinterbänkler. Gibt aber auch andere – wäre auch sonst langweilig. Ich hatte jüngst einen ausgesprochen lockeren Typen vor der Linse. Den habe ich einfach auf einen Hocker gesetzt und ihn auf seinem Knie trommeln lassen. Ich wollte vor möglichst neutralem beziehungsweise kontrastierenden Hintergrund seine Sticks durchs Bild wischen lassen.

Die Schwierigkeit daran war, zwar eine lange Verschlusszeit nutzen zu müssen, aber eben zu vermeiden, dass die Eigenbewegung des Schlagzeugers ebenfalls als Unschärfe ins Bild tritt. Der Ausschuss an Bildern war ziemlich amtlich. Die Verschlusszeit wird bei minimal 1/30 Sekunde liegen; eher (weit) darüber. Kommt aber letztlich darauf an, was für einen Beat Euer Drummer im Blut hat.

Rena Heinz U-Turn
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Rock-Portrait: Leder, Rotz und harter Schatten

Jeder versucht ja irgendwie die Bilder hinzubekommen, die einen selbst mal geprägt oder beeindruckt haben. Genau so erging es mir bei einem Auftrag für den Auftritt für die Hamburger Cover-Combo No-U-Turn. Für ein Konzert sollte ein Plakat her. Schwierigkeit dabei: Die Band war total unbekannt in der Stadt. Das Plakat musste also für Aufmerksamkeit sorgen. Nach einem kurzen Blick auf Youtube war die Richtung dann klar. Der Hingucker der Band ist die Sängerin.

Mich erinnerte ihr Auftreten an Alannah Myles, die 1989 mit ihrem Album „Black Velvet“ die Szene mal kurz gerockt hat. Hier nachhören. Kulturkritiker haben sie als „Lack- und Lederschlampe“ abgekanzelt. Mir wäre die Bezeichnung zu derb, aber härterer Rock hat halt bestimmte Attribute, die auch „meine“ Sängerin in ihrer Bühnen-Öffentlichkeit pflegt: Leder-Hose, ein grobes Schiesser-Top, Lederjacke, silbrige Klimper-Ketten, roter Lippenstift. Photographisch war der Kurs glasklar.

Ein 90 Zentimeter großes Striplight reichte, um den harten Schatten zu werfen. Ich brauchte mein Modell dafür lediglich an der Wand lehnen zu lassen. Dazu reichte dann auch die Mittagspause im Büro eines Hamburger Verlags, in dem mein Modell in der Verwaltung arbeitet. Natürlich hätte ich mir das Setting sehr viel stylisher gewünscht. Allerdings war der Auftrag ein Low-Budget-Projekt und für das Plakat machte der original weiße Hintergrund sogar eine ganz gute Figur. Auch die Visagistin haben wir uns gespart und dadurch sogar viel gewonnen: Die leicht glänzende Haut sah ein wenig aus wie direkt nach einem schweißtreibenden Live-Auftritt. Gibt dem Ganzen etwas Rotz und dadurch Authentizität.

Für eine spätere Verwendung habe ich einen anderen Hintergrund hineingepinselt. Der schäbige Look der Mauer passt gut zum Leder.